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„Strategie 1970“: Die Rückkehr der Rost-Ikonen

Veröffentlicht von Hans Wurst am

Die deutsche Automobilindustrie hat endlich die Lösung für die sich aus stagnierender Nachfrage ergebenden Probleme gefunden, und sie ist ebenso simpel wie genial: „Strategie 1970“. Anstatt teure Elektroautos oder hochentwickelte Assistenzsysteme zu entwickeln, kehren die großen Autobauer zurück zu den Wurzeln. Hier wird nicht auf Zukunft gesetzt, sondern auf das gute, alte, handfeste Rostwunder. Die Vision: Fahrzeuge, die innerhalb von maximal 10 Jahren von selbst zu Schrott werden.

Die große Hoffnung liegt in der Rückbesinnung auf das, was die Autoindustrie der 70er und 80er Jahre so berühmt gemacht hat: Schrottigkeit in Perfektion. Der Opel Kadett und der Alfa Romeo Alfasud sind hierbei die strahlenden Vorbilder. Der Kadett, der nach jedem Winter dem Verfall nahe war und der Alfasud, der schon ab Werk mit Rostschäden verkauft wurde – sie sind jetzt Mahnung und Leitbild.

Die neue Strategie wird durch ein innovatives Herstellungsverfahren ermöglicht, bei dem das Ziel ist, den Rostprozess zu beschleunigen. Erfahrene Techniker aus den Werkstätten der 80er haben eigens dafür die „Rost-Master“ entwickelt, spezielle Metalle, die besonders schnell oxidieren, und dies natürlich mit einer Prise Nostalgie. So wird bereits im Produktionsprozess eine „vorbildliche Zersetzung“ gewährleistet. Kunden können es kaum erwarten, nach wenigen Jahren ihre Lieblingsstelle am Fahrzeug zu finden, an der der Rost besonders kreativ hervortritt.

Wir brauchen wieder Autos mit Charme

Und nicht nur das: Dank des cleveren Einsatzes von minderwertigem Stahl und speziell entwickelten, minderwertigen Lackierungen haben die Autos in ihrer neuen Form eine einzigartige Patina. Ein echter „used look“, und dies wie von selbst wohlgemerkt. Wer noch nie den Geruch von verschimmeltem Gummi und altmodischem Rost in der Nase hatte, wird jetzt für einen akzeptablen Preis in diesen Genuss kommen.

Die Autohersteller sind überzeugt, dass dies der wahre Weg ist, um ihre treuen Kunden zurückzugewinnen. Der Charme von Autos, die ihre Mängel schon bei der Auslieferung zeigen, erinnert an die guten alten Zeiten, als Autos noch Charakter hatten. Heute ist es keine Seltenheit, ein Auto zu kaufen, das erst nach Jahrzehnten Mängel zeigt. Da sich dies negativ auf die aktuellen Verkaufszahlen auswirkt, kann dies von den Herstellern nicht mehr so hingenommen werden. Und natürlich geht es auch um Sicherheit der Arbeitsplätze in der deutschen Automobilindustrie.

Die „Strategie 1970“ ist die Antwort auf die nervige Frage nach Langlebigkeit und Qualität. Langlebigkeit war gestern. Heute geht es um den schnellen, sicheren und vor allem rostigen Tod des Fahrzeugs. Schließlich lebt die wahre Freude nicht in der Lebensdauer des Produkts, sondern in der einzigartigen Erfahrung dessen Verfalls.

Die „Strategie 1970“ kommt genau zur richtigen Zeit und wird die deutschen Autobauer zu neuer Blüte treiben. Auch wenn diese aus Rost besteht …