Weltmeisterschaft im Kreuzigen
Aufgrund der aktuellen Rückbesinnung auf traditionelle Werte der Alten und Ausgestorbenen und der damit verbundenen Rechristianisierung Markscheids wird die Stadt die diesjährige Weltmeisterschaft im Kreuzigen austragen. Ein Brauch, der vormals den Zusammenhalt der Völker stärkte und erst mit der Überhandnahme von Gutmenschen der Vergessenheit anheimgestellt wurde, wird nun wiederbelebt.
Markscheid wird sich im besten, unrestaurierten und -renovierten Zustand der Weltöffentlichkeit präsentieren. Wo andere Leute den Urlaub unterbrechen, da heißen wir die Welt willkommen.
Für diejenigen unter den ungeneigten Lesern, welche sich noch nicht auskennen, hier ein paar wichtige Disziplinen:
Dieses Jahr neu im Programm: Das Schnellkreuzigen in der Abgeordnetenklasse.
Hierbei werden, wie der Name schon verrät, auserwählte Abgeordnete der vertretenen Völker gekreuzigt. Sieger ist diejenige Nation, deren Kandidat am schnellsten zum Tode befördert wird. Auch hier hat schon die moderne Technik des Videobeweises Einzug gehalten. Nach Vorfällen im Amateuerbereich wird genau darauf geachtet, dass die Angeordneten in körperlich gesundem Zustand angeliefert werden, und dass sie nicht während des Wettkampfs durch verbotene Maßnahmen wie Lynchen oder Erdrosseln schneller zum Ziel kommen.
Gerade die kleinen Nationen können sich in Spezialdisziplinen wie dem Mixed hervortun, wobei gleichzeitig eine Frau und ein Mann auf den Seiten des Kreuzes angeschlagen wird.
Wir haben hierzu den Hämmerer der österreichischen Nationalmannschaft befragt (Übersetzung durch den Redakteur):
MamM: Gratulation, Herr Kreuzmoser, zum Gewinn der Europameisterschaft.
KM: Vielen Dank, das war auch verdient. Wir haben mit mindestens einer Nagellänge gewonnen.
MamM: Dafür hatte die Konkurrentin das hübschere T-Shirt und den Titel der schönsten Leiche gewonnen.
KM: Das haben wir auch nicht angestrebt. Es freut mich aber für sie ganz besonders, da ich weiß, dass sie gut trainiert hat.
MamM: Was ist das Schwierigste?
KM: Die Konzentration auf die Aufgabe und das Absehen von der Person. Natürlich gibt es Kandidaten, die du viel lieber kreuzigen würdest, das ist nicht unabhängig von der Parteizugehörigkeit. Andere gibt es, denen könntest du kein Leid antun. Doch du musst deinen Sport betreiben. Nicht ohne Emotion, aber dafür mit viel Herzblut.
MamM: Apropos. Sie kamen aus der Liga der Scharfrichter. Was hat sie bewogen beim Kreuzigen einzusteigen?
KM: Es ist die Vielfalt, die Eleganz des Kreuzes und nicht zuletzt die Technik, die mich fasziniert. Wenn du am schnellsten deinen Kandidaten genagelt hast und er oder sie die Augen schließt, der Jubel des Publikums, das kann einem niemand nehmen.
Am vorletzten Tag der Spiele der Jugend und des Friedens schließlich stehen die Wettbewerbe im Kunstkreuzigen an. Unter den gestrengen Augen der Juroren und des fachkundigen Publikums streiten die besten Kunstkreuziger um die Medaillen.
Bewertet werden dabei die Technik der Torturen, wie lange die Probanden diese ertragen, sowie die Schönheit, Anmut und Eleganz der Ausführung. Gerade in der Schwergewichtsklasse über 80 Kilogramm erstaunt immer wieder, mit welcher Leichtigkeit die Nägel durch die Hände und Füße eingeschlagen werden. Derzeitiger Standard ist dabei der fünffache Salto des Hammers mit anschließender Schweigespirale.
Wenn dann die Ministerpräsidenten den Kopf zum Zeichen der Aufgabe hängen lassen, kennt der Jubel des fachkundigen Publikums keine Grenzen.
Der Höhepunkt des Festes für Friede und Freude ist dieses Jahr die Langstreckenkreuzigung mit dem Le Mans Start. Die Kandidaten, die mindestens einen Ministerrang begleiten, aber auch Präsidenten oder Regierungschefs sein können, starten an der Startline mit der Aufnahme des Kreuzes. Unter tätiger Mithilfe des Teams aus Spezialisten wie Pikenieren oder Peitschern rennen die Auserwählten auf den Zielberg, den Goalgetter. Dort sind drei Löcher vorbereitet in denen zuerst die Kreuze ordentlich fixiert werden, bevor die Delinquenten ans Kreuz genagelt werden dürfen. Eine umstürzendes Kreuz führt zur Disqualifikation. Genauso wie das Foul bei dem eigentlichen Rennen.
Unvergessen bleibt uns Reporten das Wimpernschlagfinish im Jahre 10 nach Christus, als der Statthalter von Masilia überlegen führte, bis er durch einen angerosteten Nagel abstürzte und schließlich doch mit einem Handschlag für seinen Konkurrenten gewann.
Unsere allseits geschätzte Bürgermeisterin Crohn-Corque wird es sich wieder nicht nehmen lassen, höchstselbst die Siegerehrungen vorzunehmen.