Wie es zum „Markscheider Frieden“ kam
Nach Wochen harter Arbeit ist es einem Historikerteam unter der Leitung von Professor Ano Nymus gelungen, einen Teil des kürzlich beim Entrümpeln des Rathausdachbodens gefundenen, lange verschollen geglaubten historischen Stadtarchivs von seiner dicken Patinaschicht aus Staub und Rattenkacke zu säubern, um es der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. In loser Folge wird das Team die bis dahin restaurierten Schriften an dieser Stelle der MamM zur Verfügung stellen, den Anfang machen wir mit den Ereignissen einer Epoche, bei der wohl jeder im Schulunterricht schon einmal weggehört hat:
1618-1748, der Hundertdreissigjährige Krieg: Die Bürger mauern bei den ersten Gerüchten über den Kriegsausbruch sicherheitshalber die Tore der Stadt zu und verteidigen Markscheid tapfer gegen jeden Versuch einer Belagerung durch feindliche Söldnerheere, die allerdings aus Furcht vor den malariaverseuchten Fickwalder Sümpfen lieber in grosser Entfernung vorbeimarschieren. Die markscheider Rüstungsindustrie erlebt in diesen Jahren einen grossen Aufschwung, der ehemalige Hufschmied ´Achtfinger-Schorsch´ erfindet den „Witwenstecher“ als Verteidigungswaffe für Jederfrau und Jedermann und Bürgermeister Bluthegut ordnet zur allgemeinen Wehrertüchtigung tägliche Manöver mit der neuartigen Waffe auf dem Marktplatz an.
Die Markscheider nehmen die befohlenen Wehrübungen sehr ernst, bei den ausbrechenden Kämpfen zwischen den Stadtvierteln sinkt die Einwohnerzahl im 130jährigen Krieg auf 15% der Vorkriegszeit und der grösste Teil der Häuser liegt danach in Schutt und Asche. Für solche Kriegsgräuel gegen Zivilisten hat sich bis heute der Begriff des „Markscheidisierens“ einer Stadt erhalten. Im Jahr 1648 wird ein verdächtiger Spion aus Münster, der wie der Rat der Stadt befürchtet, mit gefälschten Nachrichten in die Stadt einzudringenden versucht, gefangen genommen und allen Feinden zur Warnung umgehend an der Stadtmauer aufgehängt. Diese Massnahme ist so erfolgreich, dass Markscheid erst 1748 nach dem Einsturz eines grossen Teils der wegen gravierender Wartungsmängel maroden Stadtmauer kapitulieren muss und sich feierlich bedingungslos einem verblüfften Hausierer, der sich im unwegsamen Fickwalder Moor verlaufen hat, ergibt. Diese historische Begebenheit dürfte heute jedem historisch Interessierten als „Markscheider Friede“ hinlänglich bekannt sein.