Tod einer Mietklinge / Teil 1
Man würde ihn in Liedern besingen und es würden Heldenlieder sein, soviel war ihm jetzt schon klar. Nur welchen Beinamen man ihm geben würde, darüber rätselte er noch. Vielleicht wäre er schon bald als „der starke Florian“ bekannt? Eventuell klang ja „der strahlende Florian“ besser? Oder würde sich am Ende doch eher „der mutige Florian“ durchsetzen?
Egal, er war auf dem Weg hin zu unsterblichem Ruhm, denn heute würde er den übelsten Verbrecher des ganzen Landstrichs zur Strecke bringen, die schlimmste noch lebende Mietklinge, den fleckigen Rigobert.
Florian hasste die Mietklingen von ganzem Herzen. Söldner, die für Geld mal für diese und mal für jene Seite kämpften, gedungene Mörder ohne jedes Ideal, Abschaum. Das er selbst seine Klinge auch verkauft hatte und vom Markscheider Bischof eine fette Belohnung kassieren würde, sobald er diese Welt erst vom fleckigen Rigobert befreit hatte, verdrängte er dabei gerne. Es war ja eine gerechte Tat und sein kommender Ruhm würde Zeugnis davon ablegen, daß er der Welt nur einen großen Gefallen tat.
In Reichendorf hatte er für wenig Geld einen Fährtenleser rekrutiert, der behauptet hatte, den Gesuchten erst vor zwei Tagen im Fickwalder Forst gesehen zu haben und der den Wald angeblich so gut kannte wie kein zweiter. Ein hässlicher, zerlumpter Mann mit einem schäbigen Ackergaul, der aber immerhin den Vorteil bot, recht schweigsam zu sein.
Und während die beiden Männer durch den großen und stellenweise recht dunklen Forst ritten, stellte sich Florian bereits auf den vor ihm liegenden Kampf ein. Natürlich würde er seinem Kontrahenten eine faire Chance geben, soviel war Ehrensache. Und es würde in den Liedern auch viel besser ankommen, wenn er den verfluchten Rigobert erst einmal formell korrekt zum Kampf forderte, als den Bastard einfach so und ohne großes Federlesen zu erschlagen.
Florian hatte keinen Zweifel an seiner Mission und auch nicht am Ausgang des Kampfes. Schließlich war er ein mit allen Wassern gewaschener Schwertkämpfer und hatte am Markscheider Bischofskolleg einen zweijährigen Kurs zur umfassenden Waffenkunde mit Bravour bestanden. Die Mönche und vor allem die Nonnen waren geradezu verzückt gewesen, und …
In diesem Moment öffnete sich der tiefe und undurchdringliche Wald urplötzlich und Florian und sein Begleiter befanden sich am Rande einer lichtdurchfluteten, großen Lichtung. Und an deren anderem Ende konnte Florian sofort eine kleine Hütte ausmachen.
Keine Frage, sie waren am Ziel ihres Rittes angelangt und der fleckige Rigobert schon bald am Ende seines verpfuschten Lebens.