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Die Crohn-Corque-Saga (erster Teil: 1916 bis 1950)

Veröffentlicht von frcx am

Der geschichtskundige Leser mag sich sicher wundern, wieso die alte Stadtmauer 1916 vollständig verwüstet wurde, lag Markscheid doch hunderte Kilometer vom Frontverlauf entfernt. Oder warum die amerikanische Luftwaffe 1946 Markscheid bombardierte. Oder was es mit den von Moos überwucherten Beton-Pfeilern im Fickwalder Forst auf sich hat. Die Erklärung für all dies ist im Grunde simpel. Aber lesen Sie selbst. Markscheid am Mittwoch präsentiert die Crohn-Corque-Saga.

25. Mai 1916: Anlässlich der Heirat von Ferdinand-August Crohn mit Liselotte, der ältesten Tochter aus dem Hause Corque, veranstalteten die Markscheider ein rauschendes Volksfest. Als Höhepunkt sollten vor der Trauung mehrere Salutschüsse aus der alten 12-Pfünder Feldkanone von 1793 abgegeben werden. Doch schon damals ließen sich die Markscheider nicht lumpen, wenn es auch eine Nummer größer geht. Kurzerhand „lieh“ man sich von in der Nähe übenden Truppen eine Dicke Berta samt Granaten aus. Das Geschütz wurde neben die alte Pfarrkirche, direkt an der Stadtmauer aufgestellt. Leider vergaßen die Markscheider vor dem Feuern, die Geschosse von den Kartuschen abzuschrauben. Dieser schreckliche Vorgang verdiente für sich genommen noch keine besondere Erwähnung, wenn nicht Hochwürden Schweingrubers Soutane Feuer gefangen hätte. Schweingruber, der sich im Schatten der Stadtmauer hinter den Holunderbüschen mit einem Ministranten der spirituellen Erbauung widmete,  bebte und war gerade kurz vor dem Erreichen der vollen religiösen Glückseligkeit und Ekstase.  Die Explosionen  und Erschütterungen am ganzen Körper geniessend, konnte er es zunächst kaum fassen, so reich beschenkt zu werden. Dankbar sank er auf die Knie und lobpries seinen Schöpfer für die empfundene Erleuchtung und Hitze, als seine Wonne plötzlich jähem und höllischem Schmerz wich. Hochwürden jaulte auf und galoppierte wild von dannen, an den erstaunten Markscheidern vorbei, einen langen Feuerschweif hinter sich herziehend. Glücklicherweise konnte er die Trauung wenig später in einem Bottich mit Eiswasser sitzend doch noch vornehmen.

26. Mai 1916: Liselotte Crohn-Corque, behütet in einem Klosterinternat für höhere Töchter aufgewachsen, jungfräulich und unbefleckt in die Ehe gegangen, gibt am nächsten Morgen freudig bekannt, gleich in der Hochzeitsnacht unverhofft schwanger geworden zu sein. Nur wenig später, am 15. Juni 1916, erblickt Sohn Karl-Eugen als Erstgeborener von vier Brüdern und drei Schwestern das Licht der Welt.

Karl-Eugen ging einer ungewissen Zukunft entgegen

18. April 1938: Zwei Tage vor dem Geburtstag des Reichskanzlers feierten die Markscheider bereits. Und zwar wieder eine Hochzeit. Diesmal die des jungen und schneidigen Bürgermeisters Karl-Eugen Crohn-Corque mit Heidi Blasmüller, der Leiterin des örtlichen Bund Deutscher Mädels. Markscheid am Mittwoch hätte Ihnen gerne berichtet, für welche Partei Karl-Eugen ins Rathaus gewählt worden war, und was es mit der schicken schwarzen Uniform mit den Totenkopf-Emblemen auf sich hatte, die er angeblich bei der Trauung trug, doch bedauerlicherweise gingen wichtige Dokumente aus dieser Zeit bei einem Angriff amerikanischer Bomber auf Markscheid im Frühjahr 1946 verloren.

12. März 1946: Warum die Alliierten ein Jahr nach Kriegsende Markscheid bombardierten, konnte leider nie ganz geklärt werden. Für die Markscheider kommt der Angriff völlig überraschend. Niemand sah oder hörte die neuen supergeheimen amerikanischen Bomber. Zum Glück hielten sich die Schäden in der Stadt in Grenzen: Einzig die Akten im Regal „C bis D“ des Stadtarchivs und die Foto-Alben der Familie Crohn-Corque wurden ein Opfer der Flammen. Held der Stunde ist eindeutig Karl-Eugen Crohn-Corque. Zeitzeugen erinnern sich, wie der ehemalige Bürgermeister noch kurz vor dem verheerenden Luftangriff zwei Kanister Benzin eilig aus dem Stadtarchiv tragen konnte. Ohne diese mutige Tat wäre das Ausmaß der Verwüstungen sicherlich noch größer gewesen.

Wie geht es weiter mit Familie Crohn-Corque? Tritt Sohn Helmut (geb. 16.10.1941) in die Fußstapfen seines Vaters und geht ebenfalls in die Politik? Oder schlägt er einen völlig anderen Weg ein? Und wann wurde eigentlich Beate Crohn-Corque geboren? Lesen Sie den zweiten Teil der Crohn-Corque-Saga in Kürze hier bei Markscheid am Mittwoch.

Dieser Text entstand nach langen Recherchen von frcx und Bruder Braesius und darf als Gemeinschaftswerk bezeichnet werden