
Die kommenden Bergstürze in Markscheid
Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, geht der Prophet zum Berg. So hiess es früher. Heute heisst es: Wenn der Berg zu Dir kommt, renn so schnell du kannst!
Nach dem Gletscherabbruch, der ein Schweizer Dorf vernichtete, sind deutsche Experten und Journalisten sehr beunruhigt. Das ist nicht weiter beunruhigend, weil die Experten und Journalisten seit den 80er Jahren schon immer aufs höchste beunruhigt sind. Zu viele bevorstehende Weltuntergänge haben die Bevölkerung angenehm erschauern lassen. Auch Frau Crohn-Corque, unsere allseits geschätzte Bürgermeisterin, macht sich so ihre Gedanken. Was wäre, wenn so etwas in den deutschen Alpen passieren würde? Oder gar in Markscheid? Da gibt es zwar keine Gletscher und keine Berge, aber man weiss ja nie! Und Frau Crohn-Corque hat gute Verbindungen zu Landschaftsgestaltern, Baufirmen und Experten.
Damit die Bürger Markscheids künftig ruhig schlafen können, auch wenn es mal gewittert oder andere Katastrophen dräuen, werden nun ordentlich ordnende, vor allem bauliche Massnahmen ergriffen.
Und so soll nach dem Willen der Bürgermeisterin eine neue Stadtmauer, ja ein ganzes Sicherheitskonzept entstehen. Alle Unbill von der Stadt fernhalten, auf dass die Bürger wieder ruhig schlafen können, heisst das Gebot der Stunde.

Markscheid könnte also künftig so aussehen, wenn es nach dem Willen der Bürgermeisterin geht. Gut geschützt, überschaubar und redimensioniert.
Frau Crohn-Coque hat also verfügt, dass ein Wettbewerb für die Errichtung einer Sicherheitszone mit Mauern stattfinden soll. Folgende Spezifikationen sind gefordert:
Erdbebensicher, flutresistent, tornado- und torpedounempfindlich! Daneben sollen die Durchgänge und Brücken Filter beinhalten, die Individuen mit Hieb und Stichwaffen sowie Kamikazefahrzeugen erkennen und unschädlich machen werden. Eine ganz grossartige Neuerung wird ebenfalls gefordert, aber wohl schwer zu realisieren sein: Individuen, die regierungskritische, LBGTQHJF%GH&PP–feindliche oder rechte/linke/mittelextremistische Gesinnungen mit Wort, Tat, Bart, Kleidung oder Tattoos erkennen lassen, werden erfasst, festgesetzt und gleichentags in die Nachbargemeinde expediert. Finanziert werden soll das Pilotprojekt von Brüssel, wie eine gute Kollegin der Bürgermeisterin per SMS versprochen hatte.
Die Ausschreibung, als Wettbewerb gedacht, richtet sich an Festungsarchitekten, Bevölkerungstechniker, Verfassungsschützer, Klimaretter und Ökologen. Man munkelt aber, und Frau Crohn-Corque hat dies sogleich dementiert, dass der Gewinner bereits feststehe und mit Frau Crohn-Corque verwandt ist. „Wir wollen doch hier nicht gleich habeckern, der Wettbewerb wird fair ablaufen, die Jury absolut unparteiisch und weitgehend neutral und ziemlich unbestechlich sein“, meinte sie an der eilig zusammengerufenen Pressekonferenz.
Wir werden sehen. Und so freuen wir uns auf eine kommende Aera mit mehr Sicherheit und Frieden.