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Ampeln für politische Parteien

Veröffentlicht von Phacops am

Im geheimen Labor für angewandte Staatsforschung treibt sich Herr Dr. Dr. Christoff Schwindelmeyer seit Wochen, wenn nicht gar Jahren herum, brabbelt unverständliches Zeug und vernachlässigt sogar dabei seinen Nebenjob als Premiumkommentarist bei MamM. Auf Anfragen reagiert der berühmte Wissenschaftler nicht, verbarrikadiert sich in seinem Elfenturm. Selbst seine Assistentinnen geben sich in dieser Hinsicht zugeknöpft und antworten auf Nachfragen nur mit einem wissenden Lächeln (und unverhohlenen Drohungen mittels ihrer Regenschirme und Handfeuerwaffen).
Durch die lang andauernde Geschäftsbeziehung sowie der Andeutung, gewisse Misserfolge früherer Versuchsreihen aus der Gruft ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren, gelang es der Chefinredakteurin von MamM, die berühmte Koryphäe zu einem lockeren Gespräch zu überreden.

Hier sehen wir unseren Forscher auf einem Symbolbild, wie er unaufhaltsam dem Baum der Erkenntnis entgegen schreitet

MamM: „Ich freue mich, dass sie uns so bereitwillig für ein Interview zur Verfügung stehen, Herr Dr. Schondelreiher.“
Schwindelmeyer: „Duz‘ mich lieber, wenn Du Dir meinen Namen schon nicht merken kannst, Elfriede. Ich bin der Stoffel.“
MamM: „Angenehm. Aber starr‘ mich nicht so an, als wäre ich ein Versuchskarnickel.“
Stoffel: „Wenn mich deine Redaktion noch einmal unter Druck setzt, werde ich das tatsächlich in Betracht ziehen. Aber jetzt im Spaß. Was willst du wissen?“
MamM: „Äh, ja. Wie ich erfahren habe, arbeitest du an einer Kennzeichnung der politischen Parteien.“
Stoffel nickt: „Seit Jahren bemühen ich und meine Assistentinnen uns darum, die verwirrende Einfalt in Bezug auf die politischen Parteien für die Menschen transparenter zu machen.“
MamM: „Nimm bitte deine Finger von meinem Arm. Hmm, transparente Einfalt, oder einfältige Transparenz, also, wie soll ich das verstehen?“
Stoffel rückt nähe an Elfriede heran: „Du hast ein tolles Parfüm. Wo war ich jetzt noch einmal? Also. Jeden Tag gibt es neue Parteien bei uns, und wer hat schon Zeit und Lust, sich deren Programme durchzulesen, geschweige denn, zu verstehen. Du etwa?“
MamM: „Als politische Redakteurin gehört dies zu meinem Jobprofil.“
Stoffel lacht: „Du hast schon besser gelogen, Süße. Na, an den Problemzonen hast du schon zugelegt. Also, wir wollen es den Deppen erleichtern, bei den Wahlen das Kreuzchen an der richtigen Stelle zu machen. Nachdem wir Jahre mit Duftmarken experimentiert haben und alles einfach nur entweder übel oder übel roch, sind wir auf die visuelle Schiene gegangen. So haben wir ein Ampelsystem entwickelt, das ähnlich dem Energieeffizienz-klassendingsda funktioniert.“
MamM: „Oder wie bei der Lebensmittelampel.“
Stoffel: „Schlaues Mädel. genauso gefährlich wie die Einnahme von Fett, Zucker oder E605 sind auch Auswirkung der Wahl einer Partei.“
MamM: „So schlimm wird es doch nicht sein. Da wirken die demokratischen Prinzipien.“
Stoffel streicht mit dem Zeigefinger über Elfriedes Wange: „Und ob. Jedenfalls haben wir die Parteien danach beurteilt, welche Gesetze sie fordern und welche sie schon durchgesetzt haben. Wie zum Beispiel das Netzdurchsetzungsgsetz. Und diese Daten fütterten wir in die AS (Artificial Stupidity) und ließen sie bewerten. Rot ist gefährlich, grün die Empfehlung. Die Schnittmenge beider zeigt eher ins Bräunliche. Das Ergebnis siehst du hier.“
Elfriede rückt näher an den Bildschirm heran: „Das ist doch alles rot.“
Stoffel zuckt mit den Schultern: „Wundert dich das, Elfi? Die meisten Gesetze dienen irgendwelchen Lobbygruppen und keinesfalls den Bürgern.“
MamM: „Das ist unglaublich, die großen Parteien stehen ganz am Ende der Beurteilung.“
Stoffel: „Wir mussten wegen diesen sogar noch mehrere tiefrote Bereiche hinzufügen. Außerdem wird die Skala exponentiell.“
MamM: „Was sagen denn aber unsere Politiker dazu?“
Stoffel: „Einem Teil gefällt das dunkle Rot, die anderen wehren sich mit Hilfe der örtlichen Mafia.“
Elfriede blickt sich um: „Stehst du auf deren Abschussliste?“
Stoffel: „Keine Sorge Mädel. Lass uns jetzt zum netteren Teil des Interviews kommen. Jetzt habe ich eine Frage.“
Elfriede packt das Aufnahmegerät ein: „Äh. Kann ich jetzt gehen?“
Stoffel: „Nein. Wir müssen doch im Detail die Analyse der Parteien durchgehen. Du möchtest doch deinen Lesern ein allumfassendes Bild geben. Dein Rock hat mir das letzte Mal aber deutlich besser gefallen.“
Elfriede konnte nur noch ein kurzes Statement gegenüber der Redaktion abgeben, dann verschwand sie im Labor.