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Beichtstuhlblog #4

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

In der Hoffnung, mit einem deftigen Blog den kirchlichen Mitgliederschwund etwas abbremsen zu können, haben die Beichtstuhlblogs doch einiges Echo in der klerikalen Satireszene erzeugt. Hier nun endlich wieder einige neue Informationen von Pfarrer Gotthold Knickerle, der schon beim letzten Beichtstuhlblog ein paar brisante, unterhaltsame Details hatte liefern können.
Irgendwie scheinen sich immer wieder bekannte Politiker beiderlei Geschlechts in den Markscheider Beichtstuhl zu verirren, offenbar ein Geheimtipp unter den illustren Sündern – vermutlich in der vergeblichen Hoffnung auf Diskretion an diesem aus klerikaler Sicht eher abgeschiedenen Sprengel. Was tut man nicht alles für sein Seelenheil! (Übrigens beharrt die Kirche auf zwei Geschlechtern, maximal drei, nämlich den Mann, nach dem Ebenbild Gottes erschaffen, dann die Frau aus einer Rippe des Mannes, daher stammt das Wort „Gerippe“, dann die geschlechtslosen Engel als Neutrum, mehr gibts nicht, Amen!). Umso ergiebiger deshalb nun die Bekenntnisse, die wir wie immer unter dem Siegel der Verschwiegenheit weitergeben und dies auch wie immer mit der Empfehlung, die Informationen diskret, d.h. nur der Hairstylistin, der Fleischfachverkäuferin des Vertrauens und allerhöchstens noch dem Klempner anzuvertrauen. Sind wir doch alle Sünder und wie wäre das Leben langweilig ohne die Versuchungen, da ist sich die Redaktion mal einig.

Herr R.H., ein relativ bekannter und ideologisch trittsicherer Politiker, gab zu, beim Buchhaltungsanfängerkurs, den er inkognito besuche, geschummelt zu haben. Nach mehreren Anläufen bei der ersten Aufgabe jeweils ein anderes Resultat erzielend, habe er zum Nachbar rüber geschielt. Der habe ihn beim Kursleiter denunzieren wollen, was R.H.  aber in letzter Sekunde durch einen kleinen Unterstützungsbeitrag habe verhindern können. Dieses Vergehen wurde mit dreimaligem Abbeten eines Ave-Marias und fünfmaligem Quadratwurzelziehen einer vierstelligen Primzahl geahndet (Wir sehen: Das Freisprechen von Sünden kann sehr schmerzhaft sein; Anm. der Redaktion).

Der konservative Stadtrat E.B. (der für Brot und Spiele Zuständige) war betrunken zur Beerdigung seines jüngsten Sohnes erschienen – wir erinnern uns, der Feuerwerksunfall des Hobby-Bastlers – und sei durch unflätiges Fluchen während des Gedenkgottesdienstes aufgefallen. Und weil er diese Sünde nicht beichtete, wurde er zu einer ordentlichen vierstelligen Spende in den Klingelbeutel verdonnert. Pfarrer Knickerle sagte bloss: „Ave Marias nützen bei diesem notorischen Sünder rein gar nichts mehr, ausserdem hatte er seinen Rosenkranz zuhause vergessen; Ich befürchte das Schlimmste für sein Seelenheil.“

Hier sehen wir einen reuigen Sünder beim Aufschreiben seiner Verfehlungen. Trotz seines jugendlichen Alters hat er schon einige Seiten füllen können. Und noch mehr dürfen beschrieben werden

Dann wurde noch eine kuriose Begebenheit erwähnt, die sehr zur Erheiterung des Pfarrers beigetragen hatte: Eine junge Dame, offensichtlich sehr teuer aufgebretzelt, behauptete allen Ernstes, eine Ministerin zu sein, die weit herum reisend, schon sehr viel Gutes bewirkt habe. Da die gleiche Person den guten Pfarrer Knickerle schon bei früheren Beichten angelogen hatte – sogar beim Lebenslauf und ihren Ausbildungen –  kannte er kein Pardon. Sie musste sechs Vaterunser fehlerfrei herunterbeten und wurde angehalten, nach jedem Versprecher wieder von vorne anzufangen. Eine wahrhaft drakonische Strafe, fast schon eine Sysiphusaufgabe für Menschen, die schneller reden als denken! Aber derart dreistes Lügen muss angemessen bestraft werden, da sind sich alle Follower einig.

Zuletzt noch eine kleine Beichte einer beliebten Bürgermeisterin eines nicht genannt sein wollenden Ortes: Sie habe über mehrere Jahre die Spenden für den Klimaschutz in ein ander…

Hier brach die Verbindung plötzlich ab und konnte nicht mehr hergestellt werden. Die Angelegenheit wird aber sicher noch geklärt, wenn der verschwundene Investigativmitarbeiter wieder aufgetaucht ist! Anm.d. Red.