Heute möchte Markscheid am Mittwoch Ihnen eine Neuerscheinung auf dem Büchermarkt vorstellen. Ein Sachbuch, das beste Aussichten hat, demnächst auf Platz 1 der Bestseller-Liste zu stehen: „Berühmte Reden aus Markscheid“. Sorgfältig recherchiert und mit Hingabe zusammengetragen, haben die Autoren die komplette Übersicht aller Reden veröffentlicht, die unsere hoch geschätzte Bürgermeisterin, ihre Vorgänger und andere Würdenträger in Markscheids langer Geschichte jemals gehalten haben. Markscheid am Mittwoch präsentiert Ihnen an dieser Stelle vier kleine Schmankerl aus dem überaus umfangreichen Werk.
Es ist der 16. April 1998. Ein Lebensmittelskandal erschüttert die Stadt Markscheid. Schon bald wird klar, dass der Auslöser ausgerechnet die bei den Markscheidern so beliebte Pizzeria an der Alten Latrine ist. Beate Crohn-Corque tobt:
„Diese unhygienischen Zustände sind ein Skandal! Alle anderen Pizzerien in der Stadt sind vorbildlich, haben einwandfreie saubere Küchen, aber bei „El Blindo“ an der Alten Latrine laufen die Ratten über den Boden! Nicht mit mir! Das werde ich unterbinden! Ich persönlich werde diese Pizzeria auseinander nehmen! Hörst Du, El Blindo?! Ich komme persönlich vorbei und mache Deinen Laden dicht! Ein für allemal!“
Zwei Tage später, am 18. April 1998, berichtet die Bürgermeisterin im Rathaus, wie sie Pizzeria-Betreiber El Blindo zur Rede stellte:
„El Blindo ist ein leuchtendes Vorbild für Markscheids Gastronomen. Ein selbstloser Wohltäter mit gütigen Augen, der sich aufopferungsvoll für das Gemeindewohl einbringt. Er sollte das Pizzeria-Monopol in unserer schönen Stadt innehaben. Ich habe daher allen anderen Pizzabäckern in Markscheid mit sofortiger Wirkung die Lizenz entzogen. Die unsäglich feigen Anschuldigungen gegenüber diesem unbescholtenen und ehrenwerten Gastronomen müssen auf der Stelle aufhören! El Blindo, dieser Gentleman mit tadellosen Manieren, weiß eben, dass es sich für einen erfolgreichen Unternehmer einfach gehört, das demokratische Wesen unserer Stadt zu fördern. Durch die richtigen Wahlkampfspenden.“
El Blindos blitzsaubere Lieferfahrzeuge gehören schon lange zum gewohnten Stadtbild
Aber auch zum Thema Diätenerhöhung im Stadtparlament und externe Beraterverträge hat Bürgermeisterin Crohn-Corque eine klare Meinung. Hier ihre berühmte Rede auf dem Höhepunkt des Wahlkampfes für die Bürgermeisterwahlen im Jahr 2016:
„Dieses sogenannte Stadtparlament ist doch nichts weiter als ein Haufen vollgefressene Maden im Speck! Raffgierige Heuschrecken, die im Rathaus nur heiße Luft produzieren! Und ausgerechnet die wollen noch mehr Geld? Widerlich! Wenn Ihr, liebe Markscheider, mich wieder wählt, werde ich diesen korrupten Sumpf aus Vetternwirtschaft und gegenseitiger Begünstigung im Rathaus endlich trockenlegen! Wählt mich erneut zur Bürgermeisterin und ich räume ebenfalls mit diesen nichtsnutzigen Unternehmensberatern auf, die sich im Rathaus breitgemacht haben, horrende Rechnungen stellen und nur Allerweltsweisheiten liefern! Diese ganze habgierige Bagage setze ich einfach vor die Tür!“
Die Markscheider wählten daraufhin Beate Crohn-Corque am 26. September 2016 mit überwältigender Mehrheit erneut zu Bürgermeisterin. In Ihrer Antrittsrede vor dem Stadtparlament, am 27. September 2016, fand die frisch wiedergewählte Bürgermeisterin wieder einmal deutliche Worte:
„Aber eines, meine sehr geschätzten Damen und Herren, ist doch klar: Das Wohl unserer schönen Stadt lastet schwer auf Ihren Schultern. Wer die verantwortungsvolle Aufgabe hat, meinem Haushaltsplan ohne jede weitere Nachfrage oder gar Diskussion zuzustimmen, der hat sich eine Erhöhung seiner kleinen mageren Diäten mehr als verdient. Zu dieser Einschätzung kommt auch eine Untersuchung der Unternehmensberatung McClumsy, deren Vertrag ich in weiser Voraussicht bereits vor der Wahl um weitere fünf Jahre verlängert habe. Wir sollten auf die ausgezeichnete Expertise dieser hervorragenden Unternehmungsberater hören. Und das sage ich nicht nur, weil die Firma meinem Schwager gehört und ich dort im Aufsichtsrat sitze. Und wer behauptet, daß ich, also die mehrheitlich wiedergewählte Bürgermeisterin, mich jemals anderes geäußert hätte, der setzt üble Fake-News in die Welt und wird für solches Hate-Speech hart bestraft.“
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