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Das Menetekel einer Knalltüte

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

Fall #25 und doch auch wieder nicht.

Menschliches und Allzumenschliches.

Nach der etwas ernüchternden Kurztherapie bei Prof. Dr. von Crinis, dem besten und einzigen Psychiater Markscheids und Nachkomme eines berüchtigten Euthanasiespezialisten, miefte unser guter Kriminalkommissar weiterhin und zunehmend vor sich hin, was er aber selber nicht wahrnahm. Er litt immer mehr unter sozialer Einsamkeit und konnte die fehlende Wertschätzung seiner famosen pheromonalen Aussenwirkung nicht begreifen. Da griff das Schicksal ein.

Es war wie leider so oft und mindestens einmal pro Woche Montagmorgen, Knöllenbeck war natürlich ausnahmsweise etwas spät dran und öffnete kurz vor 10 die Tür zu seinem Büro.

Er schrak zusammen, denn da standen mit unheilverkündenden Mienen Frau Fitze, Sekretärin und Spezialistin für angebrannte Arabica-Mischungen, Fräulein Jacqueline Freudenreich, seine Assistentin, die er, wie ihm jetzt auffiel, schon seit Monaten nicht mehr gesehen hatte und der Hausmeister Krawutke, Spezialist für alles was tropft, quietscht, knarrt oder anderweitig unordentlich imponiert. Die Fenster standen weit offen, es war unangenehm kalt im sonst überaus gemütlichen Dienstzimmer des Kommissars. Die drei hatten ihn kommen sehen und waren bereit. Frau Fitze als Dienstälteste eröffnete das überraschende Meeting:

„Geschätzter Herr Kriminalkommissar Knöllenbeck“ – hier wurde es Knöllenbeck ganz bang ob der ungewohnten, förmlichen Anrede- “wir haben Ihnen folgendes mitzuteilen: Nachdem verschiedene, taktvolle, und fürsorgliche Versuche, das Desaster zu beseitigen, nichts gebracht haben, geht es nun nicht mehr anders! Ihr unangenehmer, penetranter, aufdringlicher…“ hier stockte sie kurz, „Gest… äh … Geruch ist eine Zumutung, die wir nicht länger ertragen können. Wenn sich das nicht bis morgen früh ändert, werden wir die Arbeit unter Protest niederlegen, eine Versetzung beantragen oder kündigen!“

Sagte sie, knallte ein Deo und eine Seife auf den Schreibtisch, blickte ihre Mitverschwörerin und den Mitverschwörer triumphierend an, dann machte sie eine knappe, befehlende Kopfbewegung, worauf der kleine Trupp hinausmarschierte. Fitze schaute nochmals zurück: „Bis morgen früh um Nullachthundert!“

Diese Abbildung einer Stinkmorchel hat mit dem Artikel oder darin vorkommenden Personen rein gar nichts zu tun. Dennoch scheint sie irgendwie hilfreich zu sein. Die Maden der grünschillernden Fliege können übrigens sehr gut zur biologischen Säuberung von eiternden Geschwüren verwendet werden. Das nur nebenbei.

Knöllenbeck  war sprachlos; Schnell schloss er die Fenster, setzte sich an seinen Schreibtisch und genehmigte sich einen fünffachen Klosterfrau Melissengeist aus der Notfallschublade. Während er den Deostick in seinen Fingern hin und her drehte, dachte er über die wahren Hierarchien und die Kräfteverhältnisse in seinem Revier nach. Ohne Frau Fitze und den Hausmeister würden er und sein Revier führerlos durch den Sumpf der Verbrechen treiben und wären dem Untergang geweiht, da machte sich der tüchtige Kommissar nichts vor. Vielleicht könnte der Stadtarzt Dr. Scheider mit Hypnohomöopathie diese renitente Verschwörergruppe günstig beeinflussen? Dann zuckte er mit den Achseln und verwarf diese Idee wieder, weil diese Massnahme kaum vor morgen früh greifen würde und zu wenig erfolgversprechend war. Nach längerem Brüten und Abwägen kapitulierte er innerlich, liess die Schultern hängen und genehmigte sich noch einige Beruhigungsschlucke, bis die Flasche leer war. Dann meldete er sich wegen akuter Unpässlichkeit ab und torkelte fluchend wieder nachhause. 

Als er am nächsten Morgen zähneknirschend, aber gebadet, gekämmt, mit frischen Kleidern und parfümiert wieder zum Dienst erschien, stand auf seinem Schreibtisch eine Vase mit einem Blumenstrauss und einem Kärtchen, auf dem stand: 

Bitte Wasser alle 3 Tage wechseln, sonst beginnt es zu stinken!

Geht doch! (Anm. der Red.)