Weiterlesen…" /> Weiterlesen…" /> ?>

Der Menschenfresser im Fickwalder Forst, Teil 2

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

Knöllenbecks Fall #24 Teil 2

Nach dem schaurigen Leichenfund im Fickwalder Forst brauchte Kriminalkommissar Knöllenbeck erst mal eine Bedenkpause. Allenthalben herrschte Bestürzung über Frau Hopfers tragisches Ende. Niemand hätte gedacht, dass ausgerechnet die tier- und naturverbundene grüne Politikern dereinst im Forst verspeist werden würde, dahingemeuchelt von, ja, wovon oder von wem? Die Gerüchteküche brodelte, man erinnerte sich an den kleinen, verschwundenen Max*, der in jungen Jahren wegen seines Verschwindens früh berühmt geworden war und von dem man dann nie mehr etwas gehört hatte, wie das bei Verschwundenen häufig der Fall ist.

Dr. Scheider vermutete ein Tier (genauer gesagt einen Bären) aufgrund der Eckzahn-Backenzahn-Tatzen-Korrelation an der Leiche. Aber man hatte keine Bärenspuren gefunden. Fräulein Freudenreich, die Kriminalassistentin, hatte aufgrund der Knochenbeschädigungen mit Impressionen, hervorgerufen von bis zu 980 Newton cm-2 Beisskraft einen Alligator errechnet. Knöllenbeck, der – wie schon erwähnt –  viel nachgedacht hatte, schloss diese zwei mutmasslichen Übeltäter aufgrund ihres spärlichen Vorkommens rund um Markscheid kategorisch aus. Statistisch gesehen käme natürlich die Ehefrau an erster Stelle. Die meisten ermordeten Eheleute werden ja von ihren Ehepartnern umgebracht, allerdings stimmte in diesem Fall die Eckzahn-Backenzahn-Tatzen-Korrelation nicht.

Schade, das wäre naheliegend und einfach gewesen, dachte Knöllenbeck, als er so wieder mal am Fenster stand und auf die Strasse raus schaute. Da fiel ihm eine alte Frau auf, die auf der anderen Strassenseite stand und ihm zuwinkte. „Ja leck mich doch … Das ist doch wieder diese Alte, die meine Ermittlungen schon mal behindert hat und die meinem Kollegen im Altenheim die Waffe entwendet hat, diese Miss Kartoffel, oder wie die hiess. Was will die denn nun schon wieder?“ Er öffnete das Fenster und beugte sich nach vorne.

„Es war der Löwe“ rief sie, dann machte sie ein Victory-Zeichen und stolzierte davon. Knöllenbeck war verwirrt. Der Löwe? Was meinte sie? „Die spinnt ja immer mehr“, dachte er, „die sollte dringend behandelt werden!“

Er begab sich in den Pausenraum und an der Kaffeemaschine erzählte er Frau Fitze, der Sekretärin von der merkwürdigen  Begebenheit. Frau Fitze staunte, dann sagte sie:

„Jetzt macht das Ganze einen Sinn.“

„Was, welchen Sinn?”

Wer hätte das gedacht? Ein Löwe im Fickwalder Forst?

„Nun, da war doch vor zwei Wochen dieser Zirkus in Emscherbüttel, der dann bei Nacht und Nebel plötzlich verschwunden ist und einen leeren Käfigwagen zurückliess. Die waren einfach weg und haben auch die nächsten Vorstellungen in Bumshagen nicht abgehalten.“

„Aha. Und sie denken, denen ist ein Löwe abhanden gekommen?“

„Muss wohl so sein, nur so kann ich mir die überstürzte, fluchtartige Abreise mit unbekanntem Ziel erklären.“ Frau Fitze dachte nach. „Der Löwe musste wohl in der Zwischenzeit sehr hungrig geworden sein …“ Dann schwieg sie vielsagend und schaute den Kriminalkommissar erwartungsvoll an.

„Was schauen Sie denn so?“ fragte Knöllenbeck und trank einen Schluck Kaffee. 

„Wollen Sie denn nichts unternehmen?“ 

„Ja, doch, nun denn, so werde ich halt den Wildhüter mal informieren, eine Fahndungsmeldung nach einem abgängigen mutmasslichen Löwen herausgeben und hoffen, dass der Menschenfresser uns nicht mehr behelligen wird.“ 

Und Knöllenbeck schlenderte in sein Büro zurück, machte eine abschliessende Aktennotiz, informierte den Wildhüter und war stolz, den Fall so super gekonnt gelöst zu haben. Dann suchte er im Internet nach Informationen über den Nahrungsbedarf von Löwen und machte sich so seine Gedanken.

*https://markscheid.com/der-verschwundene-max    Veröffentlicht von Ambros Braesius am 7. Januar 2019