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Die letzte Fahrt der ‚Markscheid‘ / Teil 4

Veröffentlicht von El Blindo am

Im Herbst des Jahres 1897 strandete die ‚Markscheid‘ vor der englischen Küste. Seither wird über die letzte Fahrt des Schiffes und das Schicksal ihrer verschwundenen Mannschaft gerätselt.
Jetzt ist überraschend ein Brief von Benjamin Crohn (Teilnehmer der geheimnisumwitterten letzten Fahrt der ‚Markscheid‘) aus Tripolis an seine Frau aufgetaucht, aus welchem wir auch noch den Schluß zitieren wollen:

„Selbst an der libyschen Küste folgten uns heftige Stürme und Unwetter, inzwischen ja unsere ständigen Begleiter. Du wirst Dir vorstellen können, wie froh ich war, als wir heute in den frühen Morgenstunden in den Hafen von Tripolis einlaufen konnten. Dort lag bereits die ‚Demeter‘ vor Anker, die unter russischer Flagge von Varna nach Stettin segelt. Ihrem Kapitän gebe ich diesen Brief für Dich mit und er wird ihn in Hamburg der Post übergeben.

Die Mannschaft ist inzwischen sehr, sehr ruhig geworden und das ganze abergläubische Geschwätz ist einer angespannten Stille gewichen (der Kapitän zum Beispiel wirkt mittlerweile, als sei er taubstumm), mit der man gut leben kann. Ich rechne daher mit einer guten weiteren Fahrt. Sorge Dich nicht, was soll uns jetzt schon noch geschehen?

Ich hoffe, Dich bald wieder in die Arme nehmen zu können und verbleibe

Dein liebender Gatte

Benjamin

P.S.: Diesem Brief lege ich die beiden Siegel bei, mit denen bisher eine der Kisten aus dem Frachtraum geschmückt war. Sie sind doch sehr schön und passen finde ich gut in unser gemütliches Heim in Markscheid. Und wer bitteschön wird sie schon vermissen?“

Und so sah er aus, der letzte Kapitän der ‚Markscheid‘. Ein eher wortkarger Typ

Einige weitere Teile der Geschichte rund um die „Markscheid“ sind bekannt. Die Spur führt in unsere Gegenwart:

Die beiden Siegel hängen heute im Beratungszimmer der Markscheider Bürgermeisterin Beate Crohn-Corque. Sie sind wirklich schön anzusehen.

Das Schiffswrack wurde 1897 von der englischen Bergungsmannschaft den Gezeiten übergeben, nachdem die Ladung gelöscht war. Für die im Brief beschriebenen Kisten folgte eine recht seltsame Odyssee:

Zunächst wurden sie mit Frachtkarren auf den Weg nach London gebracht, wo sie allerdings nie ankommen sollten. Aus nie aufgeklärten Gründen wurden sie nur wenige Wochen, nachdem die „Markscheid“ gestrandet war, über Dover nach Calais verschifft und von dort nach Markscheid verbracht, wo sie im Keller der Reederei ‚Crohn-Linie‘ in der damaligen Kaiser-Wilhelm-Straße 12 landeten. Unbekannt ist heute auch, warum seinerzeit der Keller mitsamt den Kisten zugeschüttet wurde.

Erst im Jahre 2019 wurde das bis dahin völlig marode Haus am Friedhofsanger (so heißt die vormalige Kaiser-Wilhelm-Straße heute) generalsaniert und die Kisten kamen wieder zu Vorschein. Wenig später eröffnete dort der bekannte ‚Devotionalienladen Braesius‘ seine Pforten, der den besagten Keller als Lagerraum nutzt. Was er mit den letzten Überresten der legendären Fahrt der ‚Markscheid‘ gemacht hat, wollte uns der Ladenbesitzer Braesius (weithin bekannt für seine geschmackvollen Abendgesellschaften) auf Anfrage nicht beantworten.