Die MS Graf Koks
Im Juli startet die neue Emscherfähre in die erste Saison und bereits am letzten Donnerstag wurde die Graf Koks mit einem Autokran erstmals ins Wasser gehievt. Sie bietet Ausflüglern und Tagespendlern nun die Möglichkeit, die Emscher ganz gemütlich zu überqueren und entlastet so auch die in direkter Nachbarschaft gelegene Brücke.
Kurz vor Saisonstart erhielt die Fähre noch einen neuen Anstrich, saubere Tischdecken und frische Blumen auf den Tischen. Frisch gebohnert und mit allen erforderlichen Dokumenten versehen, steht einem erfolgreichen Start in die erste Saison nichts mehr im Wege – und sogar das Wetter scheint mitzuspielen.
Die neue Graf Koks wurde 1924 als Kohlebagger von der Werft Piepenknüppel in Emschau bei Markscheid gebaut und kann bereits auf eine bewegte Geschichte zurück blicken.
Ursprünglich sollte sie dem Abbau von Kohle in der Emscher dienen, was aber letztendlich am mangelnden Kohlegehalt der Emscher scheiterte. 1924 war das Schiff eine der Attraktionen auf dem Technik-Salon in Markscheid, wo sie ausgestellt wurde. Sie fuhr bereits über Rhein, Elbe und die belgischen Kanäle auf der Suche nach Kohle. Doch die Funde waren nur mäßig und so lag das Schiff jahrzehntelang halb eingesunken in einem belgischen Seitenkanal.
2019 suchte die Stadt Markscheid dann europaweit nach einer Werft, die eine Fähre für die zu renaturierende Emscher bauen könnte. Zufällig bemerkte auch der Urenkel des Erbauers des alten Kohlebaggers unsere Aktivitäten und teilte uns mit, dass hinter seinem Ferienhaus der Rumpf (inzwischen war der Kohlebagger ein Wrack) eines infrage kommenden Schiffes liege. Mit seiner Hilfe wurde der Kontakt zum Eigentümer hergestellt und der Rumpf erworben. Nachdem zahlreiche Formalitäten erledigt waren, wurde das Schiff dann im Februar 2020 per Schwertransport nach Markscheid gebracht, wo die Stadt eine Behelfswerft auf den Emscherwiesen errichtete.
Von April bis Oktober 2020 erweckte die Stadt Markscheid mit Hilfe ihres Hausmeisters das alte Schiff zu neuem Leben. Vom ursprünglichen Kohlebagger blieb nur das Steuerrad und die Schiffsglocke übrig. Um seinen Einsatz als Fähre gerecht werden zu können, erhielt das Schiff einen neuen Rumpf, ein neues Deck, eine Kombüse, eine photovoltaisch angetriebenen Motor, eine neue Reling, eine neue Verglasung, neue Toiletten, usw.. Auch die beiden Rettungsringe mussten, entsprechend den gesetzlichen Vorgaben, komplett erneuert werden.
Aus diesen Gründen gilt das Schiff für die Behörden als Neubau.
Der photovoltaisch angetriebene Elektro-Motor der Graf Koks liefert ein Drehmoment von 0,2 NM, was etwa der Leistung eines Fahrrades entspricht.