
Die mysteriösen Kornkreise von Markscheid
Markscheid – Ein Ort, an dem das Unerklärliche zum Alltag gehört. Jahr für Jahr, pünktlich zur Hochsaison des Frühschoppens, gibt es in der Metropole Markscheid ein Phänomen, das Forscher, Feuerwehr und Frühaufsteher gleichermaßen in Atem hält: Die Kornkreise von Markscheid. Doch diese mysteriösen Kreise haben nichts mit Alienbesuchen oder Getreidefeldern zu tun. Vielmehr handelt es sich dabei um exakt kreisrunde Ansammlungen leerer Schnapsgläser, die über Nacht wie von Geisterhand auf den Wirtshaustischen, Bierzeltgarnituren oder gar direkt im Stadtpark erscheinen.
„Ich kam morgens um sieben zur Frühschicht und da waren sie: Zwölf perfekte Kreise aus leeren Kurzen, kreisrund auf dem Billardtisch angeordnet“, berichtet Kneipenwirtin Elvira Grollmann vom traditionsreichen Gasthaus „Zum Goldenen Korn“. „Und der Flachmann vom Stammtisch-Horst war leer. Das ist sonst nur an Weihnachten der Fall.“
Die Kreise bestehen meist aus 8 bis 24 kleinen Gläsern, teilweise sogar mit Zuckerrändern oder Limettenschnitzen garniert, und das mitten im Nirgendwo. Manchmal finden sich Fußspuren, manchmal nur ein feiner Duft von Korn und Kräuterschnaps in der Luft. Die genaue Entstehung ist ungeklärt.
Theorien und wilde Spekulationen geistern wie ein Küstennebel durch die Gassen und Gossen Markscheids. Einige Bewohner vermuten, dass es sich um die Rückkehr des legendären Stammtischgeistes Fridovino handelt, der einst 1982 bei einem Schnapstrinkwettbewerb im Rathauskeller verschwand, angeblich in einem Fass Doppelkorn. Andere glauben, es sei das Werk der Kornkreis-Bruderschaft, einem geheimen Orden, der dem gepflegten Umtrunk huldigt und dessen Mitglieder sich nur an Tagen mit gerader Kalenderzahl treffen.
Verschwörungstheoretiker sehen gar einen Zusammenhang mit übermäßigen Mengen Leberkäse, Vollmondnächten und der merkwürdigen Angewohnheit der Markscheider, vorm Trinken rückwärts zu rülpsen.

Bedienung Sly ‚Wein‘ Winter nimmt auch gern mal ’nen Kurzen zur Brust
Der renommierte Alkoholologe Prof. Dr. Hartmut Boller von der Universität Bottrop mutmaßt nüchtern: „Es könnte sich schlicht um organisierte kollektive Trunkenheit handeln. Wenn man im Kreis trinkt, entstehen eben auch Kreise.“ Der Erklärungsansatz ist jedoch unter den Einheimischen umstritten, vor allem, weil Boller aus Bottrop kommt.
Mittlerweile sind die Kornkreise von Markscheid ein touristischer Anziehungspunkt. Reisegruppen aus ganz Deutschland buchen Führungen mit „Live-Sichtungsgarantie“. Wer früh genug aufsteht (oder spät genug ins Bett geht), kann die Entstehung mit etwas Glück live miterleben, meistens begleitet von Akkordeonmusik und dem Gesang eines betrunkenen Männerchores. Kultur kommt eben von Kult. Und Kult wird jetzt auch etwas anderes: Die Stadt Markscheid hat reagiert und veranstaltet ab 2026 offiziell das „Kornkreis-Festival“. Neben einem Wettbewerb im Kreis-Trinken gibt es Seminare wie „Kreisformationen für Fortgeschrittene“ und den beliebten Workshop „Von Null auf Voll in 8 Minuten“.
Die Kornkreise von Markscheid bleiben ein Rätsel, irgendwo zwischen Mystik, Malzbier und massenhaftem Konsum geistiger Getränke. Ob übernatürliches Phänomen oder bloß Ausdruck der regionalen Trinkkultur: Sie sind längst ein fester Bestandteil des kulturellen Erbes Markscheids. Und wer einmal dabei war, erinnert sich meistens nicht – aber dafür ist ja die Legende da.