Fünf Anrufe bis zum Weltuntergang / Teil 1
Am Donnerstag, den 18. Juli 2024, brach der Atomkrieg aus. Jetzt, zwanzig Jahre später, hat Nerea Fernández aus der Südamerikanischen Föderation ihr Buch „Armageddon. Die entscheidenden Stunden“ vorgelegt. Es beschreibt unter anderem die entscheidenden fünf Telefonate, die dem nuklearen Inferno vorausgingen. Markscheid am Mittwoch ist die erste Zeitung, die diese Anrufe einer breiten Öffentlichkeit in allen bewohnbaren Regionen dieser Erde zugänglich macht.
1. Anruf
(beide Gesprächsteilnehmer lokalisiert in Pjöngjang, der früheren Hauptstadt des früheren Nordkorea):
Stimme 1: „Choi, hier ist Hyunwoo. Die Sonne unserer Nation ist gerade aufgewacht und kommt gleich hoch zu dir. Hast Du sein Essen parat?“
Stimme 2: „Ist schon in der Mikrowelle, ich stelle die gleich an.“
Stimme 1: „War die nicht kaputt?“
Stimme 2: „Heute wurde eine neue aus Deutschland eingebaut. Auf den Papieren steht was von ‚Elektroreparaturservice Ehrhardt; Markscheid‘. Die taugt hoffentlich mehr als der Schrott aus China.
Und sag unserem unsterblichen General bitte, er soll seine Codekarte mitbringen, der Atomkoffer steht hier noch rum.“
(Beim Einschalten der Mikrowelle ist ein leises Klickgeräusch aus dem Atomkoffer zu hören)
2. Anruf
(erster Gesprächsteilnehmer lokalisiert in Pjöngjang, zweiter Gesprächsteilnehmer lokalisiert in Washington, der früheren Hauptstadt der früheren USA):
Stimme 1: „Präsident Biden, hier ist Kim Jong-un aus Korea. Ich freue mich, wieder mit ihnen sprechen zu können!“
Stimme 2: „Pete, bist du das?“
Stimme 1: „Nein. Hier ist Kim Jong-un, wir beide haben vor drei Monaten zuletzt miteinander gesprochen. Es gibt leider ein Problem.“
Stimme 2: „Ich warte nämlich noch auf Pete, meinen Gärtner. Aber sie sind das wohl nicht?“
Stimme 1: „Nein. Hier ist Kim Jong-un und ich muß ihnen leider gestehen, daß wir vor etwas mehr als fünf Minuten versehentlich eine Langstreckenrakete in Richtung ihrer Hauptstadt abgeschossen haben. Eine defekte Mikrowelle hat einen Fehler verursacht, sie verstehen?
Die Rakete ist aber ganz harmlos und ohne Atomsprengkopf. Ich möchte sie persönlich bitten, dem Vorfall keine allzugroße Bedeutung beizumessen.“
Stimme 2: „Dann ist also nichts schlimmes passiert?“
Stimme 1: „Nein. Die Rakete fällt vermutlich sowieso nur wieder irgendwo ins Meer.“
Stimme 2: „Na, dann ist ja alles in Ordnung. Aber ich muß jetzt wirklich mal nachsehen, wo mein Gärtner abgeblieben ist. Danke für den Anruf und melden sie sich ruhig bald mal wieder.“
(Die nordkoreanische Interkontinentalrakete befindet sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Luft. Ungefähr zehn Minuten später stürzt sie wegen technischer Probleme ins Meer.)