Heiligsprechung von Kamala Harris kurz vor dem Abschluss
Das ging wirklich schnell! Kamala Harris, Vizepräsidentin der USA und bei den nächsten Wahlen vermutlich Kandidatin der Demokraten, steht unmittelbar vor der Heiligsprechung. Und weil die Dame Baptistin ist und die Zeit ein wenig drängt, konnte das sonst langwierige und aufwändige Verfahren der Kanonisierung in diesem besonderen Fall dem Vatikan und seinem in den USA nur mäßig beliebten Papst entzogen werden. Die Heiligsprechung übernehmen diesmal einfach die Medien.
Das ‚Wall Street Journal‘ etwa schrieb: „Harris stellt den Wahlkampf jetzt geschickt als Zukunft gegen die Vergangenheit, als neue Generation gegen die alte dar.“ Das ist beeindruckend wendig für jemanden, der seinen 1942 (!) geborenen Chef Joe Biden in dessen Ambitionen, sich erneut zur Wahl zum US-Präsidenten zu stellen, auch noch öffentlich unterstützt hat, als ein guter Teil der amerikanischen Öffentlichkeit bereits ernsthafte Zweifel bezüglich dessen Verfassung plagten.
‚Der Westen‘, ein digitales News-Portal der Funke Mediengruppe, verspricht den Lesern tiefere Einsichten über die private Kamala Harris unter der plump-vertraulichen Überschrift: „Was du noch nicht über sie weißt“. Und wer fände es auch nicht spannend, das die beiden Kinder ihres Ehemannes Douglas Emhoff ihre Stiefmutter „Momala“ nennen …?
Die heilige Momala hat aber noch sehr viel mehr glühende Fans. Zum Beispiel beim deutschen Nachrichtenmagazin ‚Der Spiegel‘, bei dem es gewohnt zurückhaltend in einem Kommentar heißt: „Schon jetzt ist Kamala Harris die Präsidentin der Popkultur.“ Wow, was für ein Titel!
In einem jeden regulären katholischen Heiligsprechungsverfahren muss allerdings auch ein Kirchenanwalt (auch „Teufelsanwalt“ oder advocatus diaboli genannt), die Akten einsehen und als Sachverständiger seine Stellungnahme abgeben. Wie könnte die wohl aussehen?
In den Jahren als Joe Bidens Vizepräsidentin blieb die „Präsidentin der Popkultur“ seltsam farblos. Schlappe 35 Prozent der US-Amerikaner standen im Jahr zwei ihrer Amtsführung hinter ihr. Damit schaffte sie das (fast) unmögliche: Ihre Zustimmungswerte lagen noch unter denen ihres ungeliebten Vorgängers Mike Pence. Bis Biden die Fernsehdiskussion gegen seinen Widersacher Trump so grandios versemmelte hätte wohl auch niemand nur einen müden Dollar auf einen weiteren Karrieresprung von Frau Harris gesetzt. Als mögliche Nachfolger Bidens galten Gretchen Whitmer, Gavin Newsom oder Pete Buttigieg. Selbst der Ex-Demokrat Robert F. Kennedy Jr. galt vielen als populärer als die geschickte Harris, der man nachsagt, sie könne keine klaren Botschaften vermitteln.
Kamala Harris gilt für manche als schlechte Chefin, Biden sagte über sie, er habe sie aus Gründen der „Vielfalt“ zu seiner Vizepräsidentschaftskandidatin ernannt und bei den Vorwahlen 2020 der Demokraten hat sie es nicht einmal auf den Wahlzettel geschafft. Ihr Projekt „Wahlrechtsreform“ ist grandios gescheitert (ausgerechnet an Senatoren aus der eigenen Partei), ihr teilweiser Widerruf eigener Positionen und der Kontrast ihrer öffentlichen Bekundungen zu ihrer früheren Amtsführung als kalifornische Staatsanwältin wurden nicht nur von Gegnern ihrer Partei häufig kritisiert.
Kann so jemand ernsthaft auf die Heiligsprechung hoffen?
Aber natürlich, denn Gott ist groß und das Herz und die Vergesslichkeit der Medien sind noch größer. Wie schreibt die ‚Welt‘ so schön: „Nach dem Rückzug von Joe Biden reitet Kamala Harris erfolgreich auf einer euphorischen Internet-Welle.“
Auf der Internetwelle mitten hinein in den Kreis der Heiligen. Der Drive muß einfach reichen.