Herr Huhu, der erste Fußball-Huhuligan des Erzgebirges
Markscheid/Aue – Heute lernen wir eine ganz besondere Persönlichkeit kennen: Herrn Huhu, den ersten und berüchtigtsten Fußball-Huhuligan des Erzgebirges. Seine Liebe gehört einzig und allein dem FC Erzgebirge Aue – und sein ständiges, ohrenbetäubendes „Huhu!“ ist mittlerweile legendär. Legendär nervtötend, um genau zu sein.
Seit Jahren treibt Herr Huhu das Publikum im Erzgebirgsstadion mit seinen lauten, unpassenden Zwischenrufen in den Wahnsinn. Egal, ob Aue gerade einen Angriff startet, der Schiri gepfiffen hat oder einfach nur jemand genüsslich seine Bratwurst isst – Herr Huhu ist immer da und hat nur ein Ziel: Jeden Moment mit einem „Huhu!“ zu unterstreichen. „Ich bin die Stimme des Erzgebirges“, erklärt er stolz, während er seine neueste Kopfbedeckung zurechtrückt, die passenderweise mit Lautsprechern ausgestattet ist. „Ohne mich wäre das Stadion so leise wie eine Bibliothek!“
Aber wie kam es dazu, dass Herr Huhu zum gefürchtetsten Dauergast in Aue wurde? „Es begann in den frühen 90er Jahren“, erinnert er sich. „Ich war bei einem Heimspiel gegen Dynamo Dresden. Die Stimmung war gut, aber ich dachte mir: Da geht noch mehr! Also habe ich das gemacht, was jeder wahre Fan tun würde: Ich hab‘ einfach in die Stille reingeschrien. ‚Huhu!‘. Erst haben alle komisch geguckt. Aber dann … habe ich weitergemacht.“
Und wie er weitermachte. Von Spiel zu Spiel wuchs seine Begeisterung – und die Lautstärke. „Manchmal höre ich mich selbst nicht mehr“, sagt er stolz. „Aber das ist okay. Hauptsache, die Mannschaft weiß, dass ich da bin.“ In der Tat wissen sie es, denn Spieler und Trainer berichten regelmäßig von den „zermürbenden Huhu-Attacken“ während des Spiels. „Er ist einfach nicht zu überhören“, bestätigt ein Spieler des FC Erzgebirge Aue mit einem resignierten Lächeln.
Doch wo andere genervt die Flucht ergreifen oder sich einfach Kopfhörer kaufen, gibt es eine Gruppe, die Herrn Huhu geradezu liebt: Die Bratwurstverkäufer im Stadion. „Seit er bei den Spielen ist, machen wir das Geschäft unseres Lebens“, erzählt Wurstverkäufer Uwe „Würstchen“ Wurzel. „Jedes Mal, wenn der Kerl loslegt, strömen die Leute aus den Rängen zu uns, nur um dem Lärm zu entkommen. Wir haben sogar überlegt, ihm eine Prämie zu zahlen!“
Auch der Getränkeverkauf profitiert enorm von Herrn Huhus Anwesenheit. „Die Leute kommen, kaufen vier Bier und bleiben dann hier, bis sie sicher sind, dass das ‚Huhu‘ wieder abgeflaut ist“, lacht Anneliese Hopfgarten, die Verkäuferin der Bierbude. „Manche bleiben gleich das ganze Spiel bei uns.“
Doch so nervig Herr Huhu auch sein mag – eine gewissen Kultstatus hat er längst erreicht. „Man kann ihn einfach nicht ignorieren“, sagt ein treuer Aue-Fan, der schon seit Jahrzehnten ins Stadion geht. „Ich hab‘s versucht. Aber irgendwann hörst du nur noch ‚Huhu‘ im Schlaf.“
Die Meinungen über Herrn Huhu sind in der Fangemeinde jedoch gespalten. Während die jüngeren Fans ihn auf Social Media als „das menschliche Megafon“ feiern und Merchandising-Artikel mit seiner Mütze designen, sind die Älteren zunehmend genervt. „Er macht mir das Spiel kaputt“, schimpft ein Dauerkartenbesitzer. „Ich bin ja für Leidenschaft im Stadion, aber das hier ist Folter!“
Trotz aller Kontroversen bleibt Herr Huhu unermüdlich. Sein großer Traum? „Ich will den FC Erzgebirge Aue in die Bundesliga schreien“, erklärt er entschlossen. „Mein ‚Huhu‘ soll bis nach München hallen! Ich bin überzeugt, dass der Schall irgendwann so stark ist, dass wir Gegner alleine durch mein Gegröhle einschüchtern.“
Ob das jemals gelingt, bleibt abzuwarten. Aber eins ist sicher: So lange der FC Erzgebirge Aue spielt, wird Herr Huhu mit seinem „Huhu“ das Stadion unsicher machen – und die Bratwurstverkäufer wird’s freuen.