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Knöllenbeck und der Retter der Leberwurst Fall #25, Teil 4

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

Wie immer erinnern wir uns bestens an den noch nicht gelösten Fall des Markscheider Serientäters, der seine Opfer der inneren Organe beraubt und den eigentlich wertvolleren Teil achtlos im Gebüsch des Fickwalder Forstes liegen lässt. Aber Knöllenbeck, der beste und einzige Kriminalkommissars Markscheids, hatte grössere Probleme, als man das 4. Opfer fand. Wie wir wissen, wurde ihm von der Bewerberin um das Amt der Kriminalassistenz von Frau Karola Specker, ihres Amtes Fleischfachverkäuferin, spezialisiert auf Wurstwaren, ein Angebot gemacht, das – obwohl ein wenig erpresserisch – durchaus so verlockend war, dass er es fast nicht ablehnen konnte. In der Not frisst der Teufel Fliegen und Knöllenbeck war trotz intensivster Gedankenarbeit und forensischer Bemühungen in diesem Fall noch keinen Schritt weiter gekommen.

Auch das 4.Opfer, ein Jogger und Fitnessbegeisterter, war wie die drei Opfer vor ihm wohl zufällig dem Mörder in die Finger gefallen. Man hatte ihm von hinten den Schädel eingeschlagen und ihn dann von seinen inneren Organen befreit. Also dachte sich Knöllenbeck: „Warum nicht? Wenn die Frau Specker, die sympathische Bewerberin, wirklich etwas zur Lösung des Falles beitragen kann, könnte sie doch wenigstens mal eine Probezeit machen und dann sehen wir weiter. Ich kann sie ja dann immer noch ersetzen.“ Listig, wie er halt ist, unser guter Knöllenbeck.

Also nahm er die Bewerberin gleich mit zur Tatortbesichtigung. Sie war offensichtlich Feuer und Flamme, konnte sich kaum zurückhalten vor Begeisterung, hüpfte fast vor Freude, als sie den Tatort und das Opfer zuerst in einem weiten Kreis einmal umrundete und dann ein Vergrösserungsglas zückte wie weiland Sherlock Holmes und sich den Bauchraum des Opfers mittels Vergrösserung und Taschenlampe genau anschaute.

Wenn man genau hinschaut, sieht man in dieser Wurst ein Stückchen Joggerniere

„Wie ich es mir gedacht habe“, murmelte sie vor sich hin, „scharfe, präzise Schnitte, Gallenblase noch drin, Leber und Magen entfernt, Bauchspeicheldrüse und Thymus entfernt, Herz entfernt, Lunge noch da, Nieren entfernt, Darm und Genitalien intakt, Bauchfell und Brustfell nicht verletzt, ausser bei den Nieren, natürlich. Sehr saubere Arbeit!“
„Und, was sehen Sie“ fragte der Kriminalkommissar ungeduldig, „Können Sie schon etwas schliessen?“
„Ja, natürlich, ich bin mir ziemlich sicher, wer der Täter ist. Die Art der Nutzung der inneren Organe spricht für eine Verwendung in der Nahrungsmittelproduktion, d.h. es muss sich um einen Jäger, einen Fleischer oder einen Wissenschaftler handeln.“
„Und wer soll das sein?“
„Nun, wir haben in unserer Metzgerei einen Kunden, offenbar passionierter Jäger. Ein freundlicher Herr, immer zu einem Spässchen aufgelegt, ungefähr 40 Jahre alt, trägt meist einen Lodenmantel und einen grünen Filzhut mit einem Pinsel dran.“ „Ein Bayer“ dachte Knöllenbeck, als die möglicherweise zukünftige Assistentin bereits weiter sprach.
„Er kommt alle 2 Wochen in den Laden und verlangt unsere hausgemachte Leberwurst, die Grobe. Dabei sabbert er meist ein wenig, wenn er die Wurst einpackt. Schon etwas merkwürdig. Aber in den letzten Monaten hatten wir zwischendurch Unterbrechungen beim Schlachten und die Leberwurst war aus. Da hat er richtig böse geschaut und gezuckt im Gesicht, hat die Zähne zusammengebissen und geknurrt wie Klaus Kinski in diesem Western, als einer ein Zündholz an seinem Hosenträger anzündete. (Anm. der Red.: Hier der link für Westernbanausen: https://www.youtube.com/watch?v=EuFMPI4CJTE) Sehr auffallend und mir hat er Angst gemacht. Aber dann kam er nach 2 Wochen wieder, kaufte seine Leberwurst und war wie immer. So wie das Opfer behandelt wurde, hat der Täter wohl die Organe entfernt, um eine Leberwurst herzustellen, das ist für mich klar. Gerade vor 3 Tagen war er wieder bei mir im Laden und war sehr wütend, als keine Leberwurst da war. Sehr wütend.“

Für Knöllenbeck war der Fall nun auch klar und so legte er sich 10 Tage später im Laden auf die Lauer und verhaftete diesen grünbehüteten Kerl, der Leberwurst kaufen wollte, gleich auf der Stelle.

Pikanterweise war es Kriminalrat Möllers kleiner Bruder, der im Ministerium für politische Erziehung eine wichtige, systemrelevante Funktion ausübte. Wir werden sehen, wie die Behörden mit diesem unangenehmen Detail umgehen.