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Knöllenbecks 13. Fall (Zweiter Teil)

Veröffentlicht von frcx am

Vor zwei Wochen war Kriminalrat Möller flotten Schrittes in Knöllenbecks Büro marschiert und hatte verkündet, dass dieser mit nach Südfrankreich, zu den Feierlichkeiten des zehnjährigen Bestehens der Städtepartnerschaft zwischen Saint-Quadrille und Markscheid, fahren würde. „Das Programm der Gendarmerie ist zu umfangreich für eine Person“, hatte ihm der Amtsleiter erklärt. „Deshalb kommen Sie mit. Wir teilen uns dann vor Ort die Aufgaben gerecht auf. Ich selbst werde am Strand die Rettungsschwimmerinnen inspizieren, und Sie nehmen an einem ganztägigen Workshop mit französischen Kollegen teil. Thema sind erste Erfahrungen mit diesen neuartigen Kugelkopf-Schreibmaschinen, die ja nach und nach die alten mechanischen Schreibmaschinen bei der Polizei ersetzen sollen.“ Im Hinausgehen hatte der Kriminalrat noch hinzugefügt: „Keine Sorge, Knöllenbeck. Die haben in ihrem stickigen fensterlosen Besprechungsraum zwar keine Klimaanlage, aber es werden Getränke gereicht. Hoffe ich zumindest.“
 
Und so kam es, dass Kriminalkommissar Knöllenbeck an diesem heißen Sommertag im Büro des Bürgermeisters von Saint-Quadrille stand und laut vernehmlich sagte: „Das war ein Hai!“ Alle starrten ihn an.
„Ein Hai?“, fragte Crohn-Corque verwirrt.
„Ein Hai?“, fragte der Vertreter der Markscheider Handwerker-Gilde verwundert.
« Eine ‚ai ? » fragte Monsieur le Maire entsetzt.
„Sind Sie high?“, fragte Kriminalrat Möller und musterte Knöllenbeck streng.
Knöllenbeck lächelte und zog das Handbuch für Kriminologie hervor, das er stets bei sich trug. Jetzt machte es sich bezahlt, dass er auf der langen Zugfahrt nach Südfrankreich darin geblättert hatte. Zielsicher schlug er Kapitel 49 auf und begann laut vorzulesen:
Tierangriffe. Unterabschnitt Meeresbewohner
Befand sich das Opfer zur Tatzeit in Meeres-Gewässern?
Sind Bisswunden und Abdrücke von Zähnen zu erkennen?
Fehlen dem Opfer gewaltsam abgetrennte Gliedmaße?
Wurden zur Tatzeit Rückenflossen in der Nähe beobachtet?
Wenn alle vorstehenden Fragen bejaht werden können, handelt es sich um einen Hai-Angriff.

Jäger der Weltmeere

Stille. Niemand sagte etwas. Der Bürgermeister sah elend aus. Crohn-Corque brach als Erste das Schweigen: „Und was macht man da?“, fragte sie. Knöllenbeck las weiter vor:
 
Zur Abwehr von Haien eignen sich laute Geräusche, die dem Hai fremd sind und ihn verschrecken.
 
Kriminalrat Möller bekam plötzlich leuchtende Augen. „Sagen Sie mal, Knöllenbeck“, begann er bedächtig, „Haie sind doch Meeresbewohner, richtig? Als solche sind ihnen Geräusche aus der Welt der Berge ziemlich fremd. Sie haben doch bei der letzten Weihnachtsfeier diesen Jodel-Wettbewerb gewonnen, nicht? So ein lautes Jodeln, mit dem die glücklichen Schweizer die Touristen vergrämen, das müsste doch auch jeden Hai verschrecken, oder?“, fragte er, wartete aber keine Antwort ab. „Als Geste der Freundschaft mit unseren französischen Gastgebern stelle ich Sie hiermit zur Hai-Vertreibung in Saint-Quadrille ab. Und, keine Sorge, Sie müssen nicht alleine hierbleiben. Als Ihr Vorgesetzter bleibe ich natürlich an Ihrer Seite. Notfalls sogar bis zum Ende der Badesaison!“, verkündete er. Jetzt war es Beate Crohn-Corque, die leuchtende Augen bekam. „Als Leiterin dieser Delegation werde ich Sie beide keinesfalls hilflos in der Fremde zurücklassen. Selbstverständlich bleibe ich ebenfalls bis zum Ende der Badesaison. Sie können voll und ganz auf mich zählen!“
« D’accord ! » strahlte der Bürgermeister, sichtlich erleichtert.
 
Drei Wochen später. Knöllenbeck saß alleine in dem morschen Ruderboot, das zwei Kilometer vor der Küste in den Wellen dümpelte und trotzte der sengenden Hitze. Mit schweißverklebten Augen schaute er auf seine Uhr. Die halbe Stunde war um. Es war wieder soweit. Mit einen satten *Klack* schaltete er den Lautsprecher ein. Er nahm das Mikrophon und ließ, wie jede halbe Stunde, seinen Ruf über die Bucht erschallen:
Jepp japp jippiedildo juddeldildu jappel dildo!
Am Strand von Saint-Quadrille räkelte sich Beate Crohn-Corque auf ihrem breiten Badetuch im angenehmen Schatten ihres Sonnenschirms und nippte an der vierten Piña Colada des Tages.
„Grauenvoll. Er sollte sich mal was neues einfallen lassen“, bemerkte sie. Kriminalrat Möller hob seinerseits das Glas. „Es gibt schlimmeres. Prost!“ Er und Crohn-Corque grinsten sich an.
Kategorien: KriminalitätKultur