Knöllenbecks Fall #25 Der Retter der Leberwurst. Epilog
Kriminalkommissar Knöllenbeck war bei der Arbeit. Wie immer wälzte er sein Fremdwörterlexikon, die Berichte konnten warten; zurzeit weilte er im Buchstaben L.
L wie Lyrik.
„Eigentlich habe ich noch nie ein Gedicht geschrieben“ dachte er, angeregt durch die Erklärungen zum Wort Lyrik.
„Na dann“. Knöllenbeck freute sich und schrieb seinen ersten elegischen Erguss nieder:
Beim Besuch bei der toten Tante
roch ich, sie war schon recht piccante.
Was tut man nicht alles, gehts ums Erben
wenn die Tanten endlich sterben …
Da wurde er durch das plötzliche Erscheinen seines Vorgesetzten, dem gewichtigen Kriminaloberrat Möller aus seinem lyrischen Streben gerissen. Es ist schwierig, das Lyrische zu pflegen, wenn plötzlich die Türe aufgerissen wird und ein Möller hereinstürmt und sich bedrohlich vor dem Schreibtisch aufbaut.
„Knöllenbeck, wir müssen reden!“ Knöllenbeck sprang auf und grüsste in seiner Verwirrung militärisch, obwohl das hier gar nicht üblich war.
„Jawoll Herr Kriminaloberrat !“
„Was soll der Blödsinn, setzen Sie sich! Sie haben kürzlich einen Verdächtigen im Zusammenhang mit den Morden im Fickwalder Forst festgenommen!“
„Jawoll, Herr Kriminaloberrat!“ Knöllenbeck war erleichtert, sicher ging es nun um seine schon lange ausstehende Beförderung zum Oberkommissar.
Möller zog ein Papier aus seiner Mappe und liess es vor Knöllenbeck auf den Schreibtisch flattern. „Dies ist eine offizielle Abmahnung! Sie werden hiermit abgemahnt und zum Kriminalhauptmeister degradiert! Sie haben ohne Beweise und auf reine Mutmassungen hin ein ehrenwertes Mitglied unserer Gesellschaft verhaftet und seine Karriere ruiniert!“
Knöllenbeck war so verdattert, dass er kaum reagieren konnte. „Aber der Leberwurstmörder, ähm …, Ihr Bruder war also nicht der Täter?“
„Natürlich nicht! So ein Quatsch, er ist schliesslich mein Bruder und im Ministerium tätig, d.h. war tätig! Man hat ihn nach Brüssel in die Korruptionsermittlungskommission versetzen müssen und das nur wegen ihrem übereifrigen rufschädigenden Verhalten! Sie haben sein Leben zerstört!“ Möller war rot angelaufen und atmete heftig.
„Müsste es nicht heissen: Wegen Ihres übereifrigen, rufschädigenden Verhaltens?“ fragte Knöllenbeck unschuldig und setzte sich wieder.
Möller fuchtelte mit der Faust: „Sie….“, dann drehte er sich um und verschwand, die Türe hinter sich zuknallend. Knöllenbeck sank hinter seinem Schreibtisch zusammen und starrte vor sich hin… Irgendwie war ihm jetzt die Lyrik abhanden gekommen.
Da öffnete sich leise die Türe wieder und die provisorische Kriminalassistentin Karola Specker schaute herein. Sie machte das Victory-Zeichen und sagte: „Und er war es doch, Herr Kriminalhauptmeister! Ich fühle es!“
Also gingen sie in die Kneipe Zum vorletzten Glas und tranken eins oder auch zwei, oder auch mehr, um ihre Enttäuschung über die Gemeinheit der Welt zu verarbeiten….
Da hatte Knöllenbeck endlich einmal einen Fall richtig aufgelöst und wurde dafür bestraft.
So geht das.