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Markscheid führt politisch korrekte Schachregeln ein

Veröffentlicht von frcx am

Schon seit Wochen flogen hinter verschlossenen Türen die Fetzen und es wurde hitzig diskutiert, doch am vergangenen Mittwoch fiel die Entscheidung: Der Schach-Club Markscheid e.V. geht mit dem Zeitgeist. Nicht länger wollte man sich im Vereinshaus am Hörder Weg als verschrobene alte weiße Männer bespotten lassen, deren Hobby noch nicht einmal ein richtiger Sport sei. Mit der Einführung der neuen, politisch korrekten Schach-Regeln hofft man nun, in der breiten Öffentlichkeit endlich als ernstzunehmender Sport akzeptiert zu werden.

Wer sich political correctness auf die Fahnen schreibt, kommt natürlich nicht umhin, sich intensiv mit den Akteuren auf dem Spielfeld zu beschäftigen. Schachfiguren mögen harmlos aussehen, doch auch bei ihnen kommt es auf die innere politische Haltung an.

Der König: Diese Schachfigur symbolisiert wie keine andere das überholte männliche Patriarchat. Angeblich die wichtigste Figur im Spiel, hinkt sie in Wirklichkeit mit kleinsten Schritten der Spielentwicklung hinterher. Zeit für frischen Wind auf dem Schachbrett. An Stelle des Königs tritt eine zweite Dame. Das neue Damen-Doppel (Damenteil 1 und Damenteil 2) kommt den berechtigten Forderungen aus dem LBGT-Lager entgegen, der homosexuelle gesellschaftliche Fortschritt müsse sich auch auf dem Schachbrett wiederfinden. Darüber hinaus sei das Gender-Duo auch eine Hommage an die Doppelspitzen in modernen aufstrebenden politischen Parteien, betonen die Schachfreunde.

Der Läufer: Schon der Name dieser Figur verdeutlicht, dass hier jemand den Klimawandel ernst nimmt. Lieber zu Fuß unterwegs, als mit dem Flugzeug den kurzen Weg zum anderen Ende des Schachbretts, lautet die Devise. Aus Bewunderung für ihre Leistungen im Kampf für die Einführung der CO2-Steuer, wurde die Figur in „Greta“ umbenannt. Und wie ihre große Namensgeberin kreuz und quer durch die Welt reist um diese zu retten, so ist auch die kleine Greta unermüdlich kreuz und quer auf dem Spielbrett für die gute Sache unterwegs.

Der Springer: Eine äußerst unsympathische Figur. Erst prescht sie vor, dann dreht sie plötzlich zur Seite: Diesen unsteten Kurs kennt man von zwielichtigen Gestalten wie Donald Trump, Boris Johnson, Victor Orbàn, Matteo Salvini und all den anderen Staatsmännern außerhalb Deutschlands, die nicht dem weisen Kurs der political correctness folgen. Wie kann der Springer es wagen?! Die Figur wurde folglich in “Dummer Esel” umbenannt.

Der Turm: Noch schlimmer als der dumme Esel. Hier steht eine Figur schon dem Namen nach für Betonkopf mit ewig gestrigem Denken. Wer nur in geraden Bahnen über das Schachbrett kann, der ist natürlich auch unfähig, das Zusammenleben täglich neu auszuhandeln. Der Turm trägt zukünftig die strafende Bezeichnung “Rechtspopulist”.

Der weiße König im Staub der Geschichte

Die Bauern: Arme kleine Geschöpfe, die nur einen Wunsch haben: Endlich das rettende Ufer auf dem anderen Ende des Schachbretts zu erreichen und an den dort zu erwartenden Segnungen teilzuhaben. Unterwegs droht ihnen permanent Gefahr durch dumme Esel und Rechtspopulisten. Folgerichtig wurden diese Figuren in “Flüchtlingskinder” umbenannt.

Die Spielaufstellung: Keinen Millimeter nach rechts! Was Herbert Grönemeyer vorgibt, gilt selbstverständlich auch für die Aufstellung der Spielfiguren. Diese werden nur auf die jeweils linke Hälfte des Schachbretts positioniert. Die rechte Seite bleibt leer.

In einem Punkt waren sich die Schachfreunde schnell einig: Weiß gegen Schwarz – Das ist Rassismus pur! Sowas geht natürlich überhaupt nicht. Die neue bunte Gesellschaft spiegelt sich daher auch in der Farbgebung der Spielfiguren wieder. Dezentes Braun in allen Schattierungen ergänzt das klassische Schwarz jetzt auf beiden Seiten des Schachbretts. Einzig dumme Esel und Rechtspopulisten beider Parteien behalten ihre verachtenswerte weiße Pigmentierung. Doch einigen im Vereinshaus geht selbst diese neue Farbgebung noch nicht weit genug. Die beiden Mitglieder der Jugendsparte des Vereins, Karl-Georg Przizinski (56) und Hermann Buchmüller (59) bestehen darauf, mit zwei Sätzen ausschließlich schwarzer Figuren gegeneinander zu spielen. 

Ziel des politisch korrekten Schachspiels ist es, so viele Flüchtlingskinder wie möglich zur entgegengesetzten Seite des Spielbretts zu bringen. Wer darüber hinaus noch mit seinen Gretas und dem Gender-Duo die Rechtspopulisten und dummen Esel des Gegners aus dem Spiel schlagen kann, gewinnt die Partie. Die Mitglieder des Schach-Club Markscheid e.V. sammeln derzeit erste praktische Erfahrungen mit den neuen Regeln. Im Vereinshaus gibt man sich aber zuversichtlich: Bereits in Kürze werde man das weltweit erste politisch korrekte Schachturnier in Markscheid austragen. 

Kategorien: KulturSport