Markscheid im Hobby-Horse-Fieber
Ein neuer Trend erobert Markscheid: Hobby Horsing. Von Spöttern verächtlich als „Steckenpferd-Reiten“ veralbert, etabliert sich der durchaus anspruchsvolle Sport, bei dem junge Mädchen auf Steckenpferden über Hindernisse springen oder eine Dressur-Kür vorführen, zunehmend in unserer Stadt. Die Disziplin könnte sogar bald olympisch werden.
Eine sehr anstrengende Sportart, wie der Präsident des Deutschen Hobby-Horsing Verbandes betont. Im Springreiten müssen Reiterin und Steckenpferd ein Parcours mit verschiedenen Hindernissen bewältigen. Wer beim Sprung eine der farbig gestreiften Stangen reisst, verliert Punkte. Aber auch das Dressurreiten erfreut sich bei vielen Mädchen zunehmender Beliebtheit. Hier werden verschiedene Dressuraufgaben von Pferd und Reiterin gezeigt und durch eine Jury mit Punkten bewertet.
Bettina Anselm aus Markscheid ist eine begeisterte Dressurreiterin. Mit ihrer Vollblutstute ‚Bettina‘ hat die 17-jährige bereits zahlreiche Preise auf internationalen Wettbewerben gewonnen. „Ein ziemlich teures Hobby“, wie Bettinas Mutter erklärt. „So ein Stangenpferd gibt es nicht von der Stange, das kostet erstmal eine Stange Geld. Und dann kommt noch die Reitausrüstung hinzu. Aber Sicherheit geht vor. Ohne Sturzhelm lasse ich Bettina nicht reiten. Stellen Sie sich nur mal vor, das Pferd geht durch und wirft Bettina ab! Nein, ein stabiler Sturzhelm ist bei diesem Sport Pflicht.“
Auch das Futter verschlingt viel Geld. Täglich bekommt die Stute einen Eimer Haferflocken an den Frühstückstisch gebracht, dass sie sich mit Rosinen, Nüssen und Obst zu einem Birchermüesli verfeinert. Aber wer einmal zugesehen hat, wie Bettina zur Musik ihrer bevorzugten Luftgitarrengruppe grazil die gestreckten Vorderhufe ihrer gelehrigen Stute tanzen lässt, oder Prüfungsaufgaben, wie Traversalen, Volten und Pirouetten vorführt, kann die Leidenschaft der 17-jährigen für den Reitsport leicht nachvollziehen.
Bettina nimmt ihr Hobby sehr ernst. Sie hat sogar einen eigenen Stallburschen angestellt. Der kommt jetzt immer abends und bleibt oft sogar über Nacht um sich intensiv um die Vollblutstute ‚Bettina‘ zu kümmern. Dabei gibt er sogar kostenlosen Reitunterricht, wie Bettinas Mutter erfreut feststellte, als sie einmal ohne anzuklopfen in Bettinas Zimmer kam. „Nur den Stall ausmisten und herrichten, das ist leider nicht gerade seine Stärke. Jedenfalls ist das Bett am nächsten Morgen meist fürchterlich durcheinander gewühlt“, fügt sie nachdenklich hinzu.