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Mein Pferd und ich

Veröffentlicht von ORF am

Mein Familienverbund, manche würden es vielleicht auch als Clan bezeichnen, war in meinen Kinderzeiten nicht das, was man vermögend genannt hätte. Kurz: Wir waren arm und ich wurde dazumal hin und wieder losgeschickt, Pferdeäpfel auf der Straße aufzusammeln, wenn es wieder mal an der Knete für Bulettenfleisch (Fleischbrotel) mangelte oder aber irgendwelche Gartengewächse dringlich der Düngung bedurften.

Auch später hat sich an unserer Vermögenslage nicht viel geändert, aber da will ich nicht drüber barmen (bärmeln). Kürzlich, beim Sichten alter Familienphotos, fiel mir eines davon auf und meine Erinnerung wurde heftig getriggert. Ich hatte als Kind ein Pferd. Jawohl, ein eigenes und ich glaube, das kann nicht jedes Kind von sich behaupten.

Was für ein stolzes Pferd! 

Es war ein sehr gut erzogenes Tier, hat noch nicht einmal Pferdedung irgendwohin gemacht, nie laut oder gar unaufgefordert gewiehert und nicht mit dem Pferdeschweif nach Insekten geschlagen, sonst wären diese sicherlich schon lange ausgestorben. Nur seine Mobilität hatte mir zu denken gegeben. Es hielt sich immer nur an einer Stelle auf und ließ zudem jeden anderen Arsch (also Familienfremde) aufsitzen, ohne nach der entsprechenden Person zu schnappen. Dafür war es im Unterhalt sehr genügsam, hat nichts gefressen und wurde ziemlich alt.

Ja, so war das. Ich hatte eine arme, aber glückliche Kindheit, wenn man mal davon absieht, dass ich immer die alten Klamotten meiner großen Schwester auftragen musste. Ich hatte ein Pferd (wenn es auch nur aus Holz war und nicht mehr als schaukeln konnte). Ich hatte eins und war stolz darauf. Dazu gab es einen tollen Abenteuerspielplatz, eine alte Ziegelei, die auf einer Seite noch produzierte. Ich zehre heute noch von der Erinnerung an meine aufregende Zeit als Kind und bin froh darüber, dass es mich gibt.