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Miss Marmoppel und das Massaker des meuchelnden Mietmönchs

Veröffentlicht von frcx am

Stille lag über dem Kloster Markscheid. Der Vollmond warf lange Schatten auf die berühmten Lavendel-Felder und in der Ferne krächzte ein Käuzchen. Bruder Pogisqin drehte in der Gemeinschaftsdusche das Wasser ganz auf. Er hatte die schrecklichen Bilder der grausam zerstückelten Leiche, die er vormittags unweit der Klostermauer gefunden hatte, noch lebhaft vor Augen. Die heisse Dusche würde diese fürchterlichen Bilder endlich vertreiben. Er hielt den Kopf unter den angenehm warmen Strahl. Eine schwarz gekleidete Gestalt betrat leise den Duschraum. Bruder Pogisqin ahnte nichts. Er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, genoss die langsam einsetzende Entspannung. Die Gestalt kam näher. Das Wasser lief am Duschvorhang nach unten, verschwand im Abfluss. Die Gestalt hob die Axt, die sie in der Hand hielt. Dann riss sie den Duschvorhang zur Seite. Bruder Pogisqin schrie entsetzt auf.

Der erneute Hilferuf aus dem Kloster Markscheid hatte Miss Marmoppel zu einer Entscheidung veranlasst. Sie würde nicht länger tatenlos in Klosters herumsitzen und darauf warten, dass der Bahnbetrieb nach Davos endlich wieder aufgenommen würde. Der verzweifelte Anruf von Bruder Ambrosius auf ihrem Mobiltelefon steckte ihr noch immer tief in den Knochen, als sie in einem Sportverleih ein paar Tourenski anprobierte. Miss Marmoppel wäre nicht eine der besten Detektivinnen der Welt, hätte sie die bisherige Zeit in Klosters nicht dazu genutzt, sich gründlich über die Umgebung zu informieren. Sie wusste, dass der grosse Berg „Madrisa“ hiess und dass auf der anderen Seite das österreichische Montafon lag. Sollten sich die Schweizer doch gründlich Zeit lassen, die Bahnstrecke nach dem Lawinenabgang wieder frei zu bekommen. Miss Marmoppel jedenfalls war entschlossen, den Berg zu erklimmen, auf der anderen Seite einen Bahnhof zu erreichen und den nächsten Zug in Richtung Markscheid zu nehmen.

Neun Stunden später erreichte Miss Marmoppel einen Bergkamm, von dem aus sie in das angrenzende Tal hinab fahren konnte. Sie entfernte sorgfältig die Felle von ihren Tourenski, nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Flachmann und begann die lange Abfahrt ins Tal. Doch entweder bekam ihr die Höhenluft nicht, oder der Whiskey in ihrem Flachmann war viel zu stark. Jedenfalls glaubte Miss Marmoppel für einen kurzen Augenblick, in der Ferne zwischen den Tannen eine blaue Ameisenbärin zu erkennen, die an einer Schneeschaufel lehnte und ihr lächelnd zuwinkte. Doch im nächsten Moment war die seltsame Erscheinung schon wieder verschwunden.

So schön sieht das Türmchen an der Klostermauer bei Tageslicht aus

Bruder Resqarin drückte sich mit aller Kraft von innen gegen die Tür des kleinen Türmchen an der Klostermauer. Eine schwarz gekleidete Gestalt hatte ihn durch die dunkle Nacht über den Klosterhof und die steinerne Treppe bis hierher verfolgt. Resqarin schaute sich um. Es gab kein Entkommen. Von draussen wurde versucht, das Tor gewaltsam aufzustossen. Resqarin stemmte sich mit seinem ganzen Körpergewicht dagegen. Plötzlich splitterte Holz. Eine Axt bahnte sich ihren Weg nach innen. Ein zweiter Schlag. Und noch einer. Resqarin spürte einen dumpfen Schmerz. Auf seiner Kutte bildeten sich rote Flecken. Er fasste sich an die Brust. Das Beil hatte ihn getroffen. Resqarin hustete heftig, das Gesicht schmerzverzerrt. Er taumelte, brach zusammen. Die schwarz gekleidete Gestalt schob die Tür auf und vollendete ihr grausames Werk.

Miss Marmoppel hämmerte mit ihren Fäusten wie wild gegen das schwere hölzerne Tor am Kloster-Eingang. Sie hörte auf der anderen Seite sich nähernde Schritte. Ein langer Riegel wurde verschoben. Das Tor öffnete sich langsam und knarrend. „Gottseidank, dass Sie endlich da sind!“, atmete Bruder Ambrosius erleichtert auf. Während im Schatten der dunklen Hofeinfahrt hinter ihm, eine schwarz gekleidete Gestalt langsam ihr Beil hob.