Senile Vereinigung
Um sechs Uhr morgens klickten die Handschellen. Im Rahmen einer bundesweiten Razzia mit 500 Einsatzkräften aus den SEKs mehrerer Bundesländer und der Bundespolizei, verstärkt durch Freiwillige aus den Reihen der Heilsarmee und des Sportvereins „Stramme Jungs“ aus Itzehoe konnten heute sieben verdächtige Aktivisten im Alter zwischen 82 und 91 Jahren festgenommen werden. Schwerpunkt der Aktion war das beschauliche Städtchen Markscheid. Dort ist die Betroffenheit jetzt natürlich groß – wie konnte sich ein derart bedrohlicher Personenkreis unter den Augen der demokratischen Öffentlichkeit unbemerkt zusammenrotten?
Die Tatvorwürfe wiegen schwer. Den Beschuldigten wird vorgeworfen, eine ‚Senile Vereinigung‘ (strafbar nach §37 Vereinsgesetz vom 05.08.1964 [BGBI. I S 593] in Ergänzung zu §17, Abs. 3-7 Speiseeisverordnung für das Alliierte Mandatsgebiet) gebildet zu haben. Sie beabsichtigten nicht weniger, als den Sturz unserer regelbasierten Weltordnung:
Unter Führung der Hauptangeklagten Ingeborg S. (84; wohnhaft in Markscheid) war beabsichtigt, die Regierungen in China, Deutschland und Indien durch gewaltsame Staatsstreiche zu beseitigen, um sogenannte „Klimastaatsräte“ an Stelle der legitimen Volksvertreter zu setzen. Zu diesem Zweck sollten bewaffnete „Ökobataillone“ mit einer Mannschaftsstärke von jeweils bis zu 15.000 schwerbewaffneten Kämpfern in den Hauptstädten der genannten Länder Straßen und Plätze besetzen und sich an ausgewählten Orten festkleben, um das öffentliche Leben zum Erliegen zu bringen und sich dergestalt die Macht zu erkämpfen.
Bei der Umsetzung ihrer Pläne waren die Anhänger von Ingeborg S. (der das Zitat zugeschrieben wird: „Wir brauchen mehr Umwelt und weniger Klima“) bereits besorgniserregend weit fortgeschritten. Bei konspirativen Treffen im Markscheider Cafe „Bitte mit Sahne“ und im Frisiersalon „Uschi“ konnten neue Anhänger für die angestrebte Ökodiktatur gewonnen werden, bei den Hausdurchsuchungen bei der mutmaßlichen „Senilen Vereinigung“ konnten mehrere Nagelfeilen, Kartenmaterial der chinesischen Provinz Wuhan und zwei Luftgewehre sichergestellt werden. Dazu der Markscheider Oberstaatsanwalt Günter Knecht-Henker: „Wir waren mit der Aktion gegen diese Leute wirklich keine Sekunde zu früh dran. Natürlich gilt die Unschuldsvermutung, aber eben auch die Meinungsfreiheit. Und meiner Meinung nach sind die alle verdammt noch mal schuldig!“
Die Beschuldigten blicken jetzt gepfefferten Haftstrafen entgegen, sollten sich die Tatvorwürfe gegen sie erhärten. Die MamM blickt gewohnt neutral auf die Ereignisse, bleibt aber zuversichtlich.