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Warum läuft Frau R. Amok?

Veröffentlicht von frcx am

Familie R. hatte sich schon lange auf den Osterurlaub im Tessin gefreut. Das Hotel in Locarno mit Blick auf den Lago Maggiore war seit langem gebucht. Die beiden Kinder hatten es sich nicht nehmen lassen, ihre Badesachen mitzunehmen und und Frau R. schwelgte in Erinnerungen an die kleine Osteria in Brissago und dem braungebrannten Kellner mit dem schwarzen Bart, der ihr beim Besuch im vergangenen Jahr immer so freundlich zugezwinkert hatte. Noch war es aber nicht soweit, denn im Augenblick stand Familie R. mitten im Stau vor dem Gotthardtunnel. Geduldig warteten Sie, dass es endlich weitergehen würde.

Herr R. schaute gelangweilt aus dem Fenster. „Die sind aber ganz schön fleissig“, bemerkte er  irgendwann. „Arbeiten auf der Baustelle sogar am Karfreitag.“ Frau R. hörte ihrem Mann nicht weiter zu, denn sie war gerade damit beschäftigt, einen Streit zwischen den nörgelnden Geschwistern auf der Rückbank zu schlichten. „Da sind aber ein paar ganz schöne Mädels dabei. Vielleicht sollte ich auch beim Bau anfangen, hehehe“, war der Satz ihres Mannes, der Frau R. veranlasste, sich nun doch mit dem Geschehen am Strassenrand zu beschäftigen. Eine Gruppe junger Leute, alle in orangenen Warnwesten, hatte sich wie aus dem Nichts kommend, plötzlich auf dem Standstreifen eingefunden. Ein pickeliger Jüngling mit schmierigem Gel in den Haaren grinste Frau R. frech an. „Das sind keine Bauarbeiter“, sagte Frau R. mit gepresster Stimme und wurde ganz bleich. Die Gruppe setzte sich nun in Bewegung. Das Grinsen des gegelten Jünglings wurde immer breiter, während er direkt auf das Auto von Familie R. zusteuerte. Frau R. flehte ihren Mann an: „Markus, jetzt mach doch was! Fahr näher an den Vordermann ran, die dürfen nicht zwischen die Autos!“ überschlug sich ihre Stimme. Aber es war zu spät. Der Pickelige mit dem Grinsen stand jetzt vor dem Auto der Familie. Voller Entsetzen sah Frau R., wie er ein Transparent ausrollte und sich direkt vor das Auto setzte.

Hätte Familie R. den Weg über den Gotthard-Pass gewählt, wäre alles nicht passiert 

„Au, klasse, eine Klimademo“, tönte es von den Rücksitzen. Frau R. drehte sich um. „Das ist eine Illusion, zu glauben der Mensch könne das Klima beeinflussen. Das Klima hat sich gewandelt, seit es die Erde gibt. Eiszeiten und Warmphasen gab es schon immer. Auch ohne Menschen“, erklärte Frau R. „Aber die Eisbären! Die sterben doch!“ kam die Antwort von der Rückbank. Frau R. merkte, wie unbändiger Ärger in ihr aufstieg. „Die Eisbären werden überleben. Die wandern nach Süden, falls es kein Eis mehr gibt. Und die Evolution sorgt dann dafür, dass ihr Fell dunkler wird, wenn sich ihre Jagdumgebung ändert. Oder sie vermehren sich mit Braunbären und Grizzlybären, dann geht das mit dem Fell noch schneller. Sie passen sich an, aber sie sterben nicht!“, versuchte Frau R. trotz zittriger Stimme ihren Kindern zu erklären. Doch die hatten bereits die Autotüren aufgemacht und waren ausgestiegen. „Dürfen wir bei Euch mitmachen?“, hörte Frau R. ihren Ältesten fragen. Mit einem hysterischen Flackern in den Augen blickte Frau R. ihren Mann an. „Markus, jetzt sag doch was?!“ brachte sie hervor, während Panik wie eine Würgeschlange sich um ihren Hals legte. Der Lago Maggiore, die Osteria, der ganze Osterurlaub… Alles begann sich gerade vor ihren Augen aufzulösen. Markus R. bemerkte die Verzweiflung seiner Frau nicht. Er blickte interessiert in Richtung einer jungen blonden Aktivistin. Wie aus weiter Ferne hörte Frau R. ihren Mann sagen: „Die Kleine da drüben hat aber schon eine riesige Oberweite für ihr Alter“. Und dann lief Frau R. Amok.