Weiterlesen…" /> Weiterlesen…" /> ?>

Wie Knöllenbeck beinahe einen Fall abgeschlossen hätte… Fall #21 Teil 1

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

Wie es halt an einem Montagmorgen so gehen kann, war Kriminalkommissar Knöllenbeck gerade in den Anblick eines Objekts vertieft, das er zuvor andächtig aus gehirnnahen Regionen zutage gepopelt hatte, als wie schon so oft die Kriminalassistentin Jacqueline Freudenreich ins Büro stürmte und aufgeregt verkündete: „Ein neuer Fall!“ Knöllenbeck sah auf, seufzte und wischte das Corpus delicti an einem älteren Fallrapport ab. Dabei überlegte er, ob er wütend werden sollte, weil sie wie meistens nicht angeklopft hatte, entschied dann aber, dass dieser Aufwand unnötige Kraft verschwenden würde und sagte nur: „Also?“

„An der Grenze zu Emscherbüttel, aber noch in unserem Bezirk wurde eine Leiche gefunden!“

Knöllenbeck dachte kurz nach, welche Optionen er hatte, um den Leichnam eventuell noch aus seinem Bezirk zu schaffen, kam dann aber zum Schluss, dass bereits zu viele Mitwisser existierten und verwarf diese glänzende Idee also wieder, seufzte erneut und sagte: „Dann gehen wir halt … „

Das Kriminalistenduo nahm das einzige Fahrzeug, das mehr oder weniger betriebstauglich war und machte sich auf den Weg in Richtung Emscherbüttel.

In der scharfen Linkskurve beim Altenheim „Zum offenen Bein“ knirschte etwas im vorderen Bereich des Dienstfahrzeugs, das rechte Vorderrad machte sich selbständig und rollte eiernd mit hoher Geschwindigkeit haarscharf an drei Senioren vorbei, die vor dem Heim auf einer Bank sassen und vor sich hin schwiegen, weit entfernt vom Unbill dieser Welt und doch nahebei. 

Knöllenbeck wollte das schlingernde Dienstfahrzeug abbremsen, was nicht funktionierte,  fuhr auf drei Rädern durch einen Vorgarten und schliesslich war eine Mauer behilflich, den Bremsvorgang abzuschliessen, ohne selber gross Schaden zu nehmen oder auch nur ein bisschen zu wanken. 

Knöllenbeck atmete einmal tief durch. Dann hiess er die immer noch kreischende Kriminalistenassistentin auf dem Beifahrersitz 1. Ruhe zu bewahren und 2. gefälligst das abkömmliche Rad zurückzuholen. Er wusste, dass Leute in Panik beschäftigt werden müssen, damit sie wieder ins Hier und Jetzt zurückfinden.

Das Dienstfahrzeug, hier noch weitgehend intakt und mit allen Rädern, weil es sonst schräg dastehen würde

Von den drei Senioren hatten zwei das Unglück mitbekommen. Sie kamen herangeschlurft, stellten sich neben dem Fahrzeug in Positur, nahmen eine fachkundige, gaffende Haltung ein und inspizierten den Schaden. Und freuten sich über etwas Unterhaltung im sonst monotonen Heimalltag des “offenen Beins”.

„Jo, des Ding ist kaputt!“ stellte der erste Fachspezialist fest und der zweite nickte bestätigend. „Das Rad ist ab“ meinte er und schwieg dann bedeutungsvoll.

„Muss repariert werden.“ sagte der erste Spezialist und kratzte sich am Hinterkopf.

Knöllenbeck verstaute das Rad, das die Assistentin herbeigeschafft hatte, im Kofferraum. Dann zückte er seinen Ausweis, zeigte ihn den zwei Senioren, die gleich Haltung annahmen (so gut es halt ging) und befahl: „Geben Sie auf das Fahrzeug acht, bis der Abschleppdienst kommt, dies ist eine Polizeiaktion, die Stadt Markscheid dankt Ihnen für Ihr Engagement!“ 

„Jou, zu Befehl Herr Kaleu“, sagte der erste und salutierte. Der zweite nickte bloss, er hatte nicht gedient und schon gar nicht in der Marine.

Da kein weiteres Dienstfahrzeug betriebsbereit war, bestellte Assistentin Freudenreich ein Taxi, worauf sich unsere Kriminalisten an den Fundort der Leiche chauffieren liessen.

Der war etwas weniger spektakulär, als Frau Freudenreich gehofft hatte und spektakulärer, als Knöllenbeck erwartet hatte: Am Waldrand, unter einem Haufen Äste, offenbar in Eile und notdürftig zugedeckt, schaute ein Fuss hervor. Der Geruch um die Fundstelle und die Wolke von Fliegen, die aufstoben, als Knöllenbeck an den Ästen rüttelte und rief: „Hallo, hören Sie mich?“ liess auf eine bereits fortgeschrittene Verwesung schliessen, womit Erste-Hilfe-Massnahmen nicht mehr in Frage kamen, wie Frau Freudenreich treffsicher schloss.

Fortsetzung folgt.