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Wie Knöllenbeck doch noch den Fall abschliessen konnte … Fall #21 Teil2

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

Wir erinnern uns: Das Ermittlerduo Knöllenbeck und Freudenreich steht vor einem mannshohen, Pardon, 2 Meter-frauhohen Holzstoss am Waldrand. Aus dem Haufen stinkt es gewaltig nach Verwesung und  haufenweise Fliegen beleben das Ganze. Ah ja, und ein Fuss schaut unter dem Haufen hervor.

„Sinister, sinister“ sagte Knöllenbeck. Er war im Fremdwörterlexikon seit längerem im Buchstaben „S“ am Lernen. Im Versuch, seinen erworbenen Defiziten der Herkunftsfamilie, einer alteingesessenen Sippe von Grenzsteinversetzern, Verkehrsschildersammlern, Schmugglern und schlitzohrigen Tagedieben entgegenzuwirken und um im Beisein seiner Untergebenen doch so etwas wie Bildung kund zu tun, arbeitete er daran, seinen Sprechcode etwas aufzupolieren. Vielleicht inspiriert durch den jüngst verstorbenen Assistenten Koukol, der stets in leicht abgeänderten Heidegger-Zitaten zu sprechen pflegte.

Also hiess er die Assistentin Jacqueline Freudenreich ihr Haar zurückzubinden, die Gerichtsmedizin (unseren beliebten und kompetenten Dr. Scheider) zu rufen und dann die Äste wegzuräumen. Er selbst trat ein paar Schritte zurück, um bessere Übersicht zu haben und weil weiter hinten die Luft besser war. Die Freudenreich tat wie geheissen, kotzte zwischendurch in die Büsche und bald schon lag der Leichnam vor ihnen. „Fotografieren“ befahl er  und dann: „Was denken Sie?“  Die Assistentin drehte sich wie immer in solchen Fällen einmal um ihre Achse, um einen 360° – Eindruck zu bekommen, wobei sie diesmal etwas taumelig wirkte und rapportierte dann:

Hier ist der Fundort. Der Fuss schaut auf der Rückseite heraus, darum sehen wir ihn hier nicht

„Leichnam, männlich, ca. 68,5 kg schwer, ethnisch unbestimmt, da die grünliche, teils violette Verfärbung der Haut nicht zuzuordnen ist und offensichtlich ist er schon seit 12 Tagen tot; die Entwicklung der Fliegenpopulation auf der Leiche weist darauf hin. Der Tote war 18 Jahre und 5 Monate alt, als er zu Tode kam. Brillenträger, Linkshänder und praktizierender Katholik, die Motorradkluft und der Helm – oben eingedellt-  zeigen, dass er Biker war, Ausweispapiere nicht leserlich, da von den Verwesungssäften zersetzt.“ 

„Warum Katholik?“ fragte Knöllenbeck. 

„Die abgeschabten Kniepolster zeigen, dass er sehr viel Zeit auf den Knien verbracht haben muss.“ Knöllenbeck war beeindruckt.

„Todesursache?“  

„Wenn Dr.Scheider nichts anderes herausfindet, gehe ich davon aus, dass die Äste ihn erschlagen oder erstickt haben. Die wogen immerhin fast eine halbe Tonne; ich habe das beim Wegräumen sehr genau schätzen können.“

„Kein Motorradunfall?“ Knöllenbeck liebte es, seine Untergebenen auf die Probe zu stellen.

„Nein, weil kein Motorrad da ist. Bei Motorradunfällen liegen meist Motorräder oder Teile davon herum. Zudem spricht das Fehlen einer Strasse hier gegen einen Verkehrsunfall.“ 

„Sehr gut!“ Knöllenbeck wusste, dass Untergebene auch immer wieder mal ein kleines Lob brauchen, um anständig zu funktionieren.

Nun erreichte Dr. Scheider den Fundort, nickte, blinzelte der Kriminalassistentin verschwörerisch zu und machte sich wortlos an die Arbeit. Er inspizierte, palpierte, schnupperte, drückte da und dort am Leichnam herum und murmelte vor sich hin. Nach kurzer Zeit richtete er sich wieder auf und sagte:

„Der Mann ist ohne Zweifel tot, seit etwa 2 Wochen, Todesursache stumpfes Trauma eventuell postmortal, zweifellos wäre er sowieso gestorben, schon allein vom Gewicht der Äste. Prämortal allerdings, …hmm, schwer zu sagen, was ihm zugestossen ist. Vielleicht wurde er vergiftet, oder erstochen? Ich würde ihn obduzieren müssen, um Genaueres zu sagen, allerdings bin ich zurzeit sehr ausgelastet; es wird also einige Wochen dauern und da der Kühlraum seit zwei Monaten kaputt ist und der Hausmeister für längere Zeit im Urlaub werde ich in einigen Wochen nicht mehr viel aussagen können. Also gehe ich davon aus, dass er vom Gewicht der Äste erstickt ist. Könnt ihr damit etwas anfangen?“ 

Knöllenbeck nickte zufrieden, so etwas hatte er sich schon gedacht, allerdings machte die Kriminalassistentin keinen überzeugten Eindruck. Sie rätselte an der Frage herum, woher denn die Äste gekommen waren? Und wo war das Motorrad abgeblieben? Und wer war der junge Mann? Was hatte er dort am abgelegenen Waldrand gemacht?

Knöllenbeck, der ihre Unzufriedenheit wahrnahm, wies sie an, den Bericht zu verfassen, allerdings wünsche er keine offenen Fragen darin. Nur die vorliegenden Fakten. Eindeutig müsse der Bericht sein, stringent und evident und falls möglich sogar ein wenig einleuchtend.

Und so konnte der Fall zur Zufriedenheit des Meisters erfolgreich abgeschlossen werden.