Wie man einen Caesarenmörder erkennt
Stellen sie sich einfach mal vor, sie wären schon etwas älter, Caesar einer Weltmacht und würden beispielsweise Joe heißen. Ihr Imperium war gerade noch Weltmarktführer, droht jetzt aber von Konkurrenten überflügelt zu werden. Die letzten Kriege waren nicht unbedingt erfolgreich, sie selbst wirken auf ihre Umwelt angeblich manchmal so frisch wie die Schwanzflosse einer Makrele nach zwei Wochen in der prallen Sonne. Und dann droht auch noch ein verlogener Volkstribun im Senat, ihnen den redlich erworbenen Caesarentitel streitig zu machen. Sollten sie sich Sorgen machen? Ja, aber nur wenn sie die nachfolgenden Tipps der ‚Markscheid am Mittwoch‘ mißachten.
In ihrer Situation ist es nur natürlich, wenn sich Geier aus ihren eigenen Reihen schon mal dezent in den Anflug auf ihren vermeintlichen politischen Kadaver begeben. Dabei sind Caesarenmörder mit etwas Erfahrung durchaus rechtzeitig zu erkennen. Und sie können sich wehren:
Meiden sie die Öffentlichkeit!
Werden sie umgehend hellhörig, wenn ihnen vermeintliche Freunde zu einer öffentlichen Diskussion mit ihrem Erzfeind raten, um „ihre Position klarzumachen“ und „Menschen abzuholen“. Sie sind schließlich Caesar, da wissen sie doch wohl am besten, was gut für die Leute ist.
In Wahrheit wollen die angeblichen „Freunde“ sie nur dem Spott des Mobs aussetzen, um sie bei nächstmöglicher Gelegenheit durch einen Jüngeren auszutauschen.
Machen sie dieses Spiel nicht mit. Ziehen sie sich in ihre Villa zurück, geben sie den vielbeschäftigten Staatenlenker und setzen sie ihre Prätorianergarde auf alle an, die ihnen scheinbar wohlwollend zu mehr Öffentlichkeitsarbeit anraten.
Sprechen sie möglichst wenig!
Als erfahrener Caesar wissen sie selbstverständlich, daß Schrift Gift ist. Diese simple Wahrheit gilt aber natürlich nicht nur für das geschriebene, sondern auch für das gesprochene Wort.
Sie sind kein junger Mann mehr. Manche ihrer klugen Worte könnten auf Ignoranten wie das zusammenhanglose Gestammel eines semidebilen Greises wirken. Daher gilt für sie: Schweigen ist Gold, denn sie reden mitunter Blech.
Spielen sie stattdessen den schweigsamen Denker, nicken sie hin und wieder bedeutungsvoll und geben sie ihrer Umwelt so die Möglichkeit, ihr Verhalten wohlwollend zu interpretieren. Und wer das nicht tut, der ist ein Fall für die Prätorianergarde.
Verreisen sie nicht!
Reisen mag ja bilden, gibt ihren Gegnern aber auch die Möglichkeit, ihr Verhalten genau zu studieren. Und wenn sie dann in einer fremden Stadt womöglich einmal Leute begrüßen, die gar nicht anwesend sind, sich auf der Bühne im Vorhang verirren oder sichtlich Schwierigkeiten haben, von ihrer Tribüne zum Ausgang zu finden, dann sammeln ihre Feinde Punkte. Das muß nicht sein.
Verschanzen sie sich in ihrer gemütlichen Villa. Gehen sie nicht auf Reisen und meiden sie vor allem den Senat, da können die schlimmsten Unfälle passieren. Und sollte man versuchen, sie unter einem Vorwand trotzdem in diese Schwatzbude zu locken: Ihre Prätorianergarde weiß genau, was dann zu tun ist.
Und wenn alles schiefgeht? Wenn ihre Freunde sie fallen lassen oder der verlogene Volkstribun sich gegen sie durchsetzt?
Dann lassen sie die Dummköpfe einfach mal machen. Genießen sie ihren Ruhestand. Herculaneum soll ja sehr schön sein im Sommer.