Wie Markscheid zu seiner Pizzeria kam
Markscheid war noch nicht lange gegründet, da kam seine Existenz auch dem Teufel zu Ohren. Fein, dachte er sich, das hört sich an, als ob es ein guter Platz zum Wohnen für mich wäre. Flugs zog er sich seinen Anzug von feinstem Zwirn über, fuhr aus der Hölle und wanderte nach Markscheid. Dort angekommen vergnügte er sich einige Zeit prächtig in Wirtshäusern und Spelunken.
Dann kam es zu einer Zeit, dass die Bürgermeisterin in Markscheid den größten und schönsten Bahnhof bauen wollte, den man nördlich und südlich der Alpen je gesehen hatte. Sie bestellte die geschicktesten Handwerker und die besten Materialien nach Markscheid, und die Arbeiten kamen zunächst gut voran.
Es kam, wie es kommen musste: Der Stadt ging schnell das Geld aus, denn der Bau des Bahnhofs war recht teuer. Die Stadtväter, auf die die Bürgermeisterin die Problemlösung inzwischen delegiert hatte, waren ratlos – woher sollten sie das Geld nehmen, um den Bahnhof fertig zu bauen? Müssten sie es sich gar vom Teufel persönlich leihen? Und tatsächlich: Auf der nächsten Ratssitzung erschien ein feiner, bis dahin in diesen Kreisen unbekannter Herr und bot den Markscheidern das nötige Geld. Nur eine kleine Gegenleistung forderte er dafür: der weit über die Stadtgrenzen bekannte Arzt Dr. Scheider möge ihm seinen angeborenen Hinkefuß richten, dann würde er das Geld gern bereitstellen.
Die Stadträte steckten die Köpfe zusammen und berieten sich, da ihnen die Hörner auf dem Kopf des Fremden und der beißende Schwefelgeruch, den er verströmte, verdächtig vorkamen. Sie kamen aber schnell zum Schluss, dass dies wohl die einzige Möglichkeit ist, an das nötige Geld zu kommen. Sie klärten den feinen Herrn darüber auf, dass Dr. Scheider von jeher auf Vorkasse besteht, worauf dieser nach kurzem Zögern in den Handel einwilligte und einen Sack voller Gold übergab.
Am nächsten Morgen ging der Teufel zum vereinbarten Termin mit Dr. Scheider. Dieser betrachtete mit einem Stirnrunzeln den Fuß und sagte, dass er hier ohne Narkose nichts ausrichten könne. Da er aber Spezialist in alternativen Narkosemethoden sei, habe er immer einen KO-Hering im Schrank, den er dem Teufel unter die Nase hielt. Dieser wurde erst bleich, dann grün, dann fing er an zu schwitzen und sich zu übergeben, zuckte am ganzen Körper und rief endlich entsetzt “Das ist ja wie in der Hölle bei Ihnen! Da hätte ich auch gleich da bleiben können!” Riefs und fuhr wutschnaubend wieder hinab in seine Heimat, nicht ohne vorher noch einen Fluch über die schöne Stadt Markscheid anzustossen, dass diese von nun ab bis in alle Ewigkeit mit einer Pizzeria verflucht sei, bei der sich die Gäste wünschen würden, statt der Pizza lieber einen KO-Hering essen zu dürfen.