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Knöllenbeck der Seeheld

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

Am letzten Montag kam Kriminalkommissar Knöllenbeck wie immer an diesem Wochentag sehr früh, d.h. so gegen 10 Uhr zur Arbeit. Einen Arm in der Schlinge, ein blaues Auge, stimmungsmässig etwas gedämpft. Nicht wie sonst frohgemut. Die neue Kriminalassistentin ad interim, Fräulein Karola Specker, Spezialistin für Wurstwaren und Tatorte, bot ihm fachkundig an, eine kühle, dicke Schinkenscheibe oder ein rohes Steak aufzulegen, was Knöllenbeck aber heroisch ablehnte. Wie war es zu diesen Blessuren gekommen? Knöllenbeck schwieg.

Kneipenschlägerei im „vorletzten Glas“? Rache eines früher mal eingeknasteten Verbrechers? Oder eines Angehörigen eines Verbrechensopfers wegen kommissarischer Zurückhaltung bei der Ergreifung eines Kriminellen? Frau Fitze begann zu recherchieren. Und förderte Unglaubliches zutage.

Was viele bisher nicht wussten – auch der Verfasser dieses Artikels nicht – Kriminalkommissar Knöllenbeck hat neben seiner Begeisterung für Fremdwörter auch eine Leidenschaft für maritimes Brauchtum entwickelt. Vielleicht kam er im Rahmen seines Fremdwörterstudiums auf die Nautik, weil dort die Fremdwörter eine dominante Position haben, um Landratten zu verwirren. Nicht einmal Frau Fitze, allwissende und alles mitbekommende Empfangsperson der Dienststelle, wusste davon. Aber nun ist es doch aufgedeckt worden:

An seinen freien Tagen bei schönem Wetter und mässiger Brise pflegt Knöllenbeck am Moorleichenteich im Fickwalder Forst zu sitzen. Dort lässt er seine historischen Modellsegelschiffe Schlachten gegeneinander austragen, manchmal auch gegen die Schiffchen der Kinder und Jugendlichen, die dort ihre Modellboote zu Wasser lassen. Meist nur einmal, weil sie gegen die Breitseiten von Knöllenbecks Fregatte, einem Nachbau der legendären Hermione mit ihren kleinen, schwarzpulverbestückten Minikanönchen zu wenig Feuerkraft haben.

Da sass er also am vergangenen Wochenende bei herrlichem Modellsegelwetter, den Dreispitz auf dem Kopf, die Fernsteuerung in den Händen, das Megaphon, auch die Flüstertüte genannt, mittels eines Mundharmonikagestells vorgeschnallt.

(Image by Horst Müller from Pixabay) Hier das besagte Schiff vor Knöllenbecks Intervention

„Anluven, dicht die Schoten, ihr faulen Hunde, wollt ihr über die Planke gehen, ihr Zwiebackmaden, setzt die Leesegel, Feuer!!“ Diese und ähnliche Rufe schallten über das Wasser. Nicht nur an Feuerkraft, auch akustisch überlegen, versenkte Knöllenbeck siegesgewiss grinsend die harmlosen Segel- und Motorbötchen der Kinder. Aber am vergangenen Wochenende erlebte Knöllenbeck, dieser kleine Pseudo-Napoleon, sein Trafalgar.

Da sass er also und versenkte ein sorgfältig und liebevoll nachgebautes Modell eines Mississipi-Schaufelraddampfers. Es war die Louisiana Queen, das Modellboot eines Enkels des uns bereits bekannten Politikers Edi „Bleifuss“ Blitzer, einem altbekannten, eher bodenständigen Stadtrat, zuständig für Brot und Spiele in Frau Crohn-Corques Stadtparlament. Dieser Herr Blitzer war von seinem weinenden Enkel über den merkwürdigen Mann am Teich informiert worden, der da so hinterhältig den in vielen Stunden und mit Hilfe des Vaters gebauten Raddampfer beschossen und zerstört hatte.

„Setzt die Bramsegel, Steuerbordbatterie nachladen, klar zur Wende..“ Im Zuge der gebrüllten Befehle und völlig versunken in seiner Welt hörte Knöllenbeck die näherkommenden, stampfenden Schritte des erbosten Edi Blitzer nicht und war deshalb völlig überrascht, als ihn ein aus dem Lee treffender Schwinger von seinem Campingstuhl holte. Da lag er auf dem Rücken, wurde am linken Arm wieder auf die Beine gerissen, was denselben auskugelte, worauf die ganze Person Knöllenbeck mit Schwung ins Wasser gestossen wurde. „Wenn ich dich hier nochmal sehe, Bürschchen, werde ich dir das Öl ablassen und dich mit einem Kolbenfresser definitiv versenken!“ Diese Drohung hörte Knöllenbeck noch, als er sich nach Luft schnappend ans rettende Ufer zurückkämpfte. Edi Blitzer pflegt sich eher automobilistisch auszudrücken, das Nautische ist nicht so Seins. Wir wollen nun den gnädigen Mantel des Schweigens über diese tragische Geschichte legen und hoffen, dass Knöllenbeck sich einer weniger gefährlichen Freizeitbeschäftigung zuwendet, zum Beispiel: Paragliding, Bungee-jumping, garlic-cooking oder crime-aufdecking.