Eingestürzte Carolabrücke wird zum Mahnmal: Denkmal der Baukunst und des Scheiterns
Dresden (dpor) – Was für andere Städte eine Tragödie wäre, wird in Dresden zum Triumph der Ehrlichkeit: Die kürzlich eingestürzte Carolabrücke, einst stolzes Verbindungsglied zwischen den beiden Ufern der Elbe, wird nicht etwa wiederaufgebaut – nein, sie bleibt genauso, wie sie ist: Ein Denkmal. Und zwar nicht irgendeins, sondern ein Mahnmal gegen die Inkompetenz der Bauverwaltungen, die sich in ganz Deutschland wachsender Beliebtheit erfreuen.
„Wir haben nach reiflicher Überlegung entschieden, dass der Wiederaufbau der Brücke nicht in Frage kommt“, erklärt ein Sprecher des Dresdner Bauamtes. „Zum einen, weil wir sowieso nicht wüssten wie. Zum anderen ist sie als Mahnmal viel wertvoller. Sie steht für all das, was uns als Bauverwaltung auszeichnet: Planungschaos, Budgetüberschreitungen und eine chronische Unfähigkeit, Projekte pünktlich und sicher abzuschließen.“
Das „Carolabrücken-Denkmal“ soll künftig an prominenter Stelle im Stadtführer stehen – noch vor Frauenkirche und Zwinger. Statt architektonischer Pracht gibt es jetzt verrostete Stahlträger, zerborstene Betonpfeiler und einen herrlichen Blick auf die Ratlosigkeit des modernen Bauwesens. „Es hat seinen eigenen Charme“, so ein Tourist. „Man sieht das Desaster und denkt: Wow, das könnte auch meine Stadt sein.“
Stadtplaner loben das neue Konzept als „bahnbrechend“. Endlich würden die realen Bedingungen des deutschen Bauwesens sichtbar und greifbar. „Sonst laufen Bürger nur durch fertige Gebäude und Brücken, ohne eine Ahnung von den bürokratischen Dramen zu haben, die dahinterstecken. Die Carolabrücke macht sichtbar, was sonst im Verborgenen bleibt: Dass eine simple Brücke die Fähigkeiten der deutschen Verwaltung komplett überfordert.“
Für Dresden selbst ist das Mahnmal ein großer Gewinn. „Wir sparen Millionen Euro an Baukosten und haben gleichzeitig ein einzigartiges Denkmal der Verpeilung geschaffen“, erklärt der Oberbürgermeister stolz. „Andere Städte haben ihre Wahrzeichen der Größe, wir haben jetzt das Wahrzeichen des Scheiterns – und das mit Stolz!“
Schon bald soll es auch Führungen über die Trümmer der Brücke geben. Besucher dürfen dann Helme aufsetzen und durch die Ruinen klettern, während Experten den Gästen Details über endlose Bauvorschriften, unlesbare Gutachten und vergessene Baugenehmigungen erzählen. Eine Art Escape-Room der Bürokratie: „Finden Sie die Unterlagen, die eine sachgerechte Sanierung ermöglicht hätten! Spoiler: Sie sind verloren gegangen.“
Sogar eine Gedenktafel ist in Planung: „Hier ruht die Carolabrücke – gefallen im Kampf gegen deutsche Vorschriften und das Chaos der Ämter. Möge sie für immer daran erinnern, dass nicht alles, was man plant, auch hält.“
Dresden mag in der Geschichte vieles überstanden haben, aber mit dem Verfall der Carolabrücke hat es ein Denkmal geschaffen, das den Puls der Zeit trifft. Und wer weiß: Vielleicht wird in ein paar Jahrzehnten sogar eine neue Generation auf den Ruinen sitzen, nostalgisch den Kopf schütteln und sagen: „Damals, als wir dachten, eine Brücke zu bauen wäre einfach. Wie naiv wir doch waren.“