Anteil der zahnlosen Blinden in der Nahostregion stark angestiegen
Auge um Auge, Zahn um Zahn … Diese bewährte Parole aus dem Alten Testament, dem häufig unterschätzten Ratgeber für Menschlichkeit und zivilisierten Umgang, findet in der Nahostregion ständig neue Anhänger. Nebenwirkung: Die Zahl der Erblindeten mit ernsthaften Zahnproblemen wächst inzwischen fast stündlich. Die MamM sprach mit zwei Betroffenen.
Der Israeli Moshe Zimmermann (62) empfängt unseren Reporter in seiner kleinen Wohnung in Tel Aviv. Während seine Tochter dem gläubigen Zeitgenossen gerade einen schmackhaften Brei zubereitet, erzählt er gerne von seinen Erfahrungen als zahnloser Blinder:
„Bei der Terroraktion der Hamas am 7. Oktober ist mein Sohn schwer verletzt worden. Er wohnt ganz nahe am Gaza-Streifen und hatte noch Glück, mit dem Leben davongekommen zu sein. Sie können sich gar nicht vorstellen, was das für einen Vater bedeutet!
Wenn ich mir aber jetzt von meiner Tochter Golda erzählen lasse, wie unsere tapfere Armee unter den Terroristen in Gaza aufräumt, da denke ich so bei mir: Der Gott Abrahams ist zwar hart, aber doch eben auch gerecht. Gerne würde ich den Bombenhagel auf die Hamas-Leute selbst sehen, aber leider hat sich mein Augenlicht in den letzten Tagen erheblich eingetrübt, ich bin restlos blind.“
Nahe des Grenzübergangs Rafah treffen wir auf der ägyptischen Seite den Palästinenser Sefa Al-Tarazi (51). Seine Frau führt ihn zu einem Zelt, dann gibt auch er unserem Reporter gerne Auskunft über sein Leben ohne Zähne und Augenlicht:
„Meine Frau und ich sind gerade noch rausgekommen aus dem Gaza-Streifen. Und mein Sohn wurde zwar schwer verletzt bei den Bombardements der gottlosen israelischen Armee, konnte aber lebend aus den Trümmern geborgen werden, Allah sei Dank!
Wenn ich jetzt zurückdenke, dann baut mich nur der Gedanke an die harten Schläge wieder auf, die unsere Kämpfer dem Feind am 7. Oktober verpassen konnten. Gott ist groß. Gerne hätte ich mir da ein Stück Hammel gegönnt, aber leider sind mir in der zurückliegenden Woche die letzten verbliebenen Zähne ausgefallen.“
Beide Herren konnten von unserem Reporter übrigens nicht davon überzeugt werden, daß jeder, der von Rache träumt und jeder, der den Weg des Schwertes wählt, im Vorfeld besser gleich zwei Gräber ausheben sollte. Ihr Glaube ist zu stark, um derlei Küchenpsychologie auf sich wirken zu lassen.