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Das rätselhafte Verschwinden des Ralph Dampfrad. Teil 2

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

Wir fassen zusammen: Eine attraktive Frau meldet das Verschwinden ihres Mannes vom Klo. Knöllenbeck ist sehr angetan von der Frau, da sie seltene und gesuchte Fremdwörter lässig in ihre Aussagen einflicht. Aber wie war der Mann verschwunden und warum?

Der Kriminalkommissar rätselte immer noch über den eigentlich unmöglichen Vorgang nach und war zu keinen neuen Schlüssen gekommen, als Fräulein Jacqueline Freudenreich, seine zuverlässige Assistentin, sich mit dem Fall vertraut machte. „Hä, was heisst ludibund?“ „Das wissen Sie nicht?“ Knöllenbeck hob eine Augenbraue und schaute sie etwas verwundert an, insgeheim seine enorme Überlegenheit auf dem Gebiet der Fremdwörterkunde auskostend. Jacqueline Freudenreich gab sich bescheiden: „Ich habe schliesslich nur Astrophysik studiert bis zum 9. Semester, da kam das nicht vor!“
„Dann bitte ich Sie, das zu recherchieren und  mich nicht mit derlei trivialen Fragen zu molestieren.“ (Knöllenbeck konnte ein richtig wohlwollender Chef sein, wenn er nicht mehr weiter wusste)

Dann schrieb er auf seinen Notizblock weitere Möglichkeiten für die Ursache des ominösen Dampfradschwundes:
Quantenmechanische Entschränkung?  Infraschallattacke?

Fräulein Freudenreich sah ihm zu, runzelte die Stirne und sagte: „Also werde ich mal die Zirkumferenzen dieser sanitären Versäuberungsanlage rekognoszieren und überprüfen, ob es Imponderabilien zu berücksichtigen gibt, na, Chef? Oder mit meinen einfachen Worten: Ich geh mal den Tatort anschauen und versuche mehr über die verschwundene Person zu erfahren, während Sie sich hier weiter wertvolle Gedanken machen!“

Wohin und warum ist er verschwunden, könnte er hier durchgegangen sein? Wir wissen es nicht …

Jetzt war Knöllenbeck sprachlos, was für eine clandestine und impertinente Renitenz! Aber insgeheim war er doch beeindruckt von Freudenreichs Insubordination, weil es zeigte, dass sie, obwohl weiblichen Geschlechts, durchaus lernfähig ist. Wir sehen, der gute Knöllenbeck ist sehr gebildet, aber nicht der schärfste und wokeste Denker im Revier.

Also begab er sich zur Kaffeemaschine, um sein Gehirn mit Koffein zu stimulieren, vielleicht würde sich dann eine Lösung ergeben.
Und während eine Stunde später seine Magenwände noch daran waren, den Säureangriff der verbrannten Arabica-Mischung zu bewältigen und das Gehirn völlig vergeblich stimuliert worden war, kam die Kriminalassistentin zurück. Triumphierend!

In der Hand hielt sie ein kleines Fläschchen, das ein gelbliches Pulver enthielt.
„Dies könnte die Lösung sein! Das habe ich in der Küche der Dampfrads gefunden. Ich lasse es analysieren, dann sehen wir weiter.” Sie hatte natürlich schon längst einen Verdacht, äusserte sich aber noch nicht weiter dazu. “Des weiteren habe ich herausgefunden, dass der verschwundene Dampfrad von Berufs wegen Apotheker, in der Forschungsabteilung von BioNTech/Pfizer bei der Erforschung von psychoaktiven Substanzen tätig war. Allerdings haben die mir dort nicht sagen wollen, woran er arbeitet.”
Knöllenbeck nickte, obwohl ihm das Gerede der Assistentin noch keinen Sinn ergab. Was sollte das mit dem Verschwinden eines Menschen aus einer abgeschlossenen Toilette zu tun haben?
„Ja, ja, machen Sie weiter“ murmelte er und widmete sich wieder seinen Studien. “Riss im Raum-Zeit-Kontinuum? Houdini-Training?”
Drei Tage später löste sich das Rätsel auf zweifache Weise auf: Frau Dampfrad erhielt einen Brief von ihrem verschwundenen Mann, in dem nur stand:

„Ich bin gegangen, halte dein elaboriertes Dozieren nicht mehr aus. Das wars, keine Diskussionen mehr, keine unerträglichen Gespräche mehr am Frühstückstisch! Machs gut! Bye Bye!

Und als gleichentags die Laboranalyse kam, wurde einiges klar: Die Substanz war eine Mischung aus einem kurzwirkenden Schlafmittel und einer noch nicht bestimmten, pflanzlichen Mischung. Der Laborant, der sich das Zeug unerlaubt selbst auch noch reingepfiffen hatte, berichtete über folgende Wirkungen: Kurzdauernde Absenz, eine Art Erstarrung, gefolgt von einem Gedächtnisverlust von etwa 30 Minuten vor und nach der Einnahme und einem wunderbaren, wohltuenden Gefühl der Akzeptanz von fast allem.

Knöllenbeck war zufrieden. Der Fall war gelöst und abgeschlossen und er würde in den nächsten Tagen mal die Frau Dampfrad aufsuchen und mit ein paar wohlgewählten Worten aus der Schatzkiste seiner Fremdwörter eine Einladung zu einem Abendessen aussprechen. Fräulein Freudenreich hingegen war besorgt: Was wäre, wenn eine solche Substanz von der Regierung grossflächig zB. bei Wahlen eingesetzt würde? Oder bei Umfragen?