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Das verwunschene Haus

Veröffentlicht von MisterBates am

Bei der Erweiterung der Massengrabanlage des Markscheider Kronenfriedhofes entlang der Fickwalder-Forst-Allee im Bereich der Pissrinne hinterm Büdchen, auf Höhe der Einmündung des Klitorisweges, stießen Bauarbeiter des Markscheider Bauhofes auf undurchdringliches Dornengestrüpp.

Der frisch aus dem Kongo importierte Vorarbeiter Prince Cuehnrich fackelte nicht lange, zog seinen Degen und hieb die Dornen auseinander, dass es nur so krachte und stob.
Besorgte Anwohner:innen näherten sich, durch den ungewöhnlichen Lärmpegel einer Baustelle angezogen, dem Geschehen. Zwei ältere, für Markscheider Verhältnisse äußerst seriöse Herren in fleckigem Fineripped-Hemd und Schlüpfer kratzten sich, durch die Nase hochziehend, an diversen Körperstellen und grunzten nur: „So hat hier noch keiner gearbeitet“.
Jedenfalls trug es sich zu, das just hinter diesem, vom guten, treuen und braven Prince Cuehnrich zerschlagenen Dornenwerke ein verwunschen wirkendes Haus zum Vorschein kam.

Wie Markscheid beweist, kommen Dornen auch ganz gut ohne Rosen aus

Schnell war der Markscheidische Stadthistoriker, Büdchenbetreiber und charmante Motelier herbeigerufen. Antiker Schriften und Sprachen kundig konnte sofort das Schild über der Tür entziffern, es war in Arial verfasst.
„Zur Fröhlichen Einkehr“ stand dort.
Vorsichtig und dem Orte angemessen behutsam brachen die Männer die Türe auf.
Staub stob um ihre Häupter und Fledermäuse pfiffen kreischend an ihnen vorbei ins gleißende Licht des trüben Tages und direkt in das Netz eines Fischhändlers.
Inmitten des großen Raumes stand ein Tisch mit einem Schild. Der Stadthistoriker konnte auch die in Comic Sans verfasste Inschrift behende entziffern. „Stammtisch“ war dort zu lesen.
Auf diesem Möbel ein verstaubtes Buch. Auch hier musste, wie so oft, der Stadthistoriker ran. „Gästebuch“ stand auf dem Buchdeckel.
Unter weiterer Staubentwicklung wurde der Foliant mit brüchigem Einbande aufgeschlagen und der letzte Eintrag lautet: „Am Sechzehnten im Märzen des Jahres des Herrn Zweitausendundzwanzig verabschieden wir uns voll des Wildbratens mit Klößen und Rotkraut und etlicher Biere stattlichen Maßes auf den morgigen Abend. Mögen diese fröhlichen, unbeschwerten, heiteren Tage niemals enden.“ Im weiteren Verlauf wird der Text unleserlich, es wird eine gewisse „Schwanzwurst“ erwähnt, sicher handelt es sich um einen präpostischen Unfruchtbarkeitskult.

Was auch immer dieses Haus gewesen sein mag, es wird die Wissenschaft noch eine Weile beschäftigen. War es ein Testzentrum, eine Impfzentrale, eine Maskenfabrik? Die Forschung wird es eines Tages ergründen.

Bis dahin jedenfalls wurde der ganze Schmonz erst mal weggebaggert und ein gar trefflich Loch von drei Klafter und acht Ellen Tiefe ausgehoben.