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Die Crohn-Corque-Saga (zweiter Teil: 1950 bis heute)

Veröffentlicht von frcx am

Der geschichtskundige Leser weiß nun, wieso die alte Stadtmauer 1916 vollständig verwüstet wurde, obwohl Markscheid hunderte Kilometer vom Frontverlauf entfernt lag. Und warum die amerikanische Luftwaffe 1946 Markscheid bombardierte. Aber was hat es mit den von Moos überwucherten Beton-Pfeilern im Fickwalder Forst auf sich? Auch hier ist die Erklärung im Grunde simpel. Aber lesen Sie selbst. Markscheid am Mittwoch präsentiert den zweiten Teil der Crohn-Corque-Saga.

10. Juli 1958: Beste Stimmung in Markscheid. Das Wirtschaftswunder brummt und es gibt wieder eine Hochzeit. Helmut Crohn-Corque heiratet seine erste Liebe, Annegret Schmalbrust. Beide gründen die Crohn-Corque-Bierflaschenverschluss GmbH. Helmut experimentiert mit einem neuartigen Deckel für Bierflaschen, einem gezackten runden Stück Blech, das mit einem Flaschenöffner gelöst werden kann, ist aber wenig erfolgreich. Es gibt viel Streit unter den Eheleuten über das Design des neuartigen Verschlusses. Annegret bemängelt, dass eine einmal geöffnete Flasche nicht wieder geschlossen werden kann, und wer trinkt denn schon eine Flasche Bier noch am selben Tag aus? Helmut lässt sich von seiner Ehefrau überzeugen und verwirft seinen Entwurf eines „Crohn-Corque’n“. Er experimentiert stattdessen mit anderen Verschlussmethoden. Die Firma geht schließlich 1961 Pleite. Aus dieser Zeit erwähnenswert ist einzig die Geburt von Tochter Beate, am 11. Februar 1960.

21. Mai 1968: Helmut Crohn-Corque scheitert erneut mit einem Projekt. Seine Zeitung, der „Markscheider Bote am Mittwoch“ muss das Erscheinen einstellen. Dabei war der „Bote“ eine ganz besondere Zeitung: Die Markscheider konnten in Echtzeit die Artikel mit Leserbriefen kommentieren. Helmut hatte sich nämlich einige Sendefrequenzen des noch jungen Fernsehens gesichert. Die Leser des „Boten“ riefen bei den Crohn-Corques an und gaben ihre Kommentare per Telefon durch. Annegret tippte diese ab und die Zettel wurden über das eigene Fernsehprogramm übertragen. Jeder Markscheider konnte die Kommentare der Anderen am Fernsehbildschirm lesen und wiederum weiter kommentieren. Das Ganze ging natürlich auch mobil von unterwegs (Kosten: 20 Pfennig aus einem öffentlichen Münzfernsprecher). Doch schon bald gibt es wieder Streit zwischen den Eheleuten. Annegret ist es leid, ständig „Erster“ und „Penis“ auf die Zettel zu tippen. Sie verlässt Helmut auf dem Höhepunkt der studentischen Mai-Unruhen und zieht in die berüchtigte „Markscheider Kommune 1“. Dort entstehen auch die zahlreichen freizügigen Akt-Aufnahmen von ihr. Jahre später wird sie im indischen Poona gesehen. Das weitere Schicksal von Helmut ist hingegen unbekannt. Beate kommt zu den Großeltern und wird von diesen erzogen. Schon früh bemerkt Großmutter Heidi, dass die kleine Beate jedes Mal, wenn Großvater Karl-Eugen beim Mittagstisch von seiner Zeit als Bürgermeister erzählt, leuchtende Augen bekommt.

Bauprojekte unter der Regie von Beate Crohn-Corque entfalteten schon immer einen besonderen Charme (hier: Markscheider Hosenträgerfabrik; August 2005)

13. August 1983: Die junge Wirtschaftsdezernentin der Stadt Markscheid, eine aufstrebende Nachwuchspolitikerin namens Beate Crohn-Corque, drückt den Bau einer umstrittenen Magnetschwebe-Bahn im Fickwalder Forst gegen alle Widerstände durch das Stadtparlament. Stimmen, die anmerkten, der Startbahnhof liege nur wenige Schritte von der Wohnung Cohn-Corques entfernt und der Zielbahnhof direkt neben dem Haus ihres damaligen Geliebten, verstummen abrupt. Eine Hochzeit ist bereits geplant, als ein heftiger Streit die Liaison der Politikerin beendet. Aus nicht weiter bekannten Gründen wird eine Woche später der Bau der TransMarkscheid-Bahn überraschend eingestellt. Einzig die überwucherten Trägerpfeiler aus Beton in der Tiefe des Fickwalder Forsts zeugen noch von dem ambitionierten Bauvorhaben.

15. Juni 1996: Mit süßen 19 Jahren tritt Beate Crohn-Corque in die Fußstapfen ihres Großvaters und wird zur Bürgermeisterin von Markscheid gewählt. Ein Amt, das die mittlerweile 29-jährige bis heute erfolgreich verteidigen konnte.

Dieser Text entstand nach langen Recherchen von frcx und Bruder Braesius und darf als Gemeinschaftswerk bezeichnet werden