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Die Leiche in der Emscher Teil III

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

Fräulein Jacqueline Freudenreich, abgebrochene Astrophysikstudentin und pfiffige Kriminalistenassistentin des Kommissar Knöllenbeck platzte am nächsten Morgen nach ihrem Spezialauftrag in Knöllenbecks Büro. Natürlich ohne anzuklopfen. Ihre Schuhe quietschten beim Gehen und hinterliessen hässliche Schlammspuren auf dem Teppich. Sie war durchnässt, zitterte und war offensichtlich ausser sich. 

Mittlerweile war es der 11. März. Knöllenbeck hatte gerade seine Arbeitsutensilien hervorgekramt, es sich hinter dem Schreibtisch bequem gemacht und war irgendwo beim Buchstaben „X“ im Duden Nr. 7 angelangt.

„Xenomorph“ hatte er gerade gelesen und stirnrunzelnd über Xen …

Verdammt! Kommt hier mittlerweile jeder rein ohne anzuklopfen und macht eine Schweinerei in meinem Büro?“

„Man hat versucht, mich zu ermorden!“ Sie sank auf den Besucherstuhl, atmete heftig und tropfte.

„Berichten Sie!“

„Wie Sie mir befohlen hatten, habe ich die verdächtigen Schlunks beobachtet gestern Nacht. Sie begaben sich um 22.47 Uhr mit einem Abschleppwagen an die Emscher und zogen nach mehreren Tauchgängen um 02.18 Uhr einen Lieferwagen aus dem Wasser.

Aus dem Laderaum holten sie eine Kiste, hielten einen Geigerzähler daran, der heftig tickte. Die Intensität des Tickens – hier kenne ich mich aus – lässt auf eine intensive Gammastrahlung schliessen und zwar in gefährlichem Bereich! Ich vermute  239Pu also Plutonium, so wie der Verdächtige zu leuchten begann!

Keiner weiss, woher das Gefahrengut hätte kommen können …

Der männliche Tatverdächtige, also der Schlunk, hat geflucht und gerufen: „Hier ist was zerbrochen, verdammt, warum leuchte ich?“ Dann hat er die Kiste offen in die Emscher geworfen, worauf ich beide verhaften wollte. Die haben mich gepackt, schleppten mich ans Wasser und versuchten, mich im Fluss unter Wasser zu drücken, da hab ich dem Schlunk in die Eier getreten und der Komplizin in die Brust gekniffen, wie in der Polizeischule gelernt, worauf sie mich losgelassen haben.  Ich trieb ab und konnte mich erst viel weiter unten ans Ufer retten. Die Emscher hat derzeit eine mittlere Fliessgeschwindigkeit von 3,62m/sek. Die Kiste war  zum Glück auch schon weit abgetrieben.“

„Aha“. Knöllenbeck musterte seine Assistentin kritisch. „Gehen Sie erst mal nachhause, duschen Sie, kontrollieren Sie, ob Sie Stellen haben, die leuchten und melden sie sich morgen zum Dienst. Wir nehmen dann ein Protokoll auf, beziehungsweise, Sie schreiben einen Bericht, aber“ – und hier wurde sein Blick eindringlich – „ohne Pluto und Ticken und Dingsbums-Strahlenmessgerät! Haben Sie verstanden?  Ich werde die Schlunks anschliessend zur Fahndung ausschreiben. Wegen unbewilligten, nächtlichen Tauchgängen und Entsorgen von möglichen Gefahrstoffen. Sprechen Sie mit niemandem darüber, eigentlich ist das nicht mehr unser Problem, die Kiste wird längst weit weg sein. Sollen die weiter unten in Emscherbüttel oder die Holländer sich darum kümmern! Und schauen Sie, dass der Bericht möglichst kurz wird. Keine Präliminarien und keine Zirkumferenzen bitte!“

So wurde es gemacht. Interessanterweise waren weder der Lieferwagen noch die – wie wir bereits wissen – schon stark aufgelöste Leiche des Fahrers auffindbar. Aber zwei Tage später wurden unterhalb Emscherbüttel die Leichen von zwei radioaktiv verstrahlten Tauchern, ein Mann und eine Frau, beide mit durchgeschnittener Kehle und in pinken Neoprenanzügen, angeschwemmt. 

„Jaja“, dachte Knöllenbeck, als er die Nachricht einige Tage später in der Zeitung las, „die Gerechtigkeit nimmt immer ihren Lauf“ und nickte wohlwollend.  Er berichtete den Emscherbüttler Kollegen  die mutmassliche Identität der beiden Leichen und konnte sodann den Fall beruhigt abschliessen und zu den Akten legen. Anschliessend informierte er Frau Crohn-Corque, dass die seit 6 Monaten vermisste Lieferung aufgetaucht (bei dem Wort musste er selbst ein wenig schmunzeln) und gleich darauf definitiv verloren gegangen sei. Dann hielt er den Hörer weit weg vom Ohr und grinste. „Was die sich immer aufregt, wenn mal etwas nicht so rund läuft“, dachte er und widmete sich wieder seinen Studien während es aus dem Hörer weiter zeterte …