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Die Problematik des Butterzopfs – die theoretischen und empirischen Grundlagen

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

Was uns heute wirklich beschäftigt!

Es gehört zum wertvollsten Kulturbestand der mitteleuropäischen Welt, das Sonntagsfrühstück mit einem selbstgemachten Hefe-Butterzopf zu begehen, ihn fachgerecht anzuschneiden und mit Butter, Honig oder Confitüre zu beschichten und sich das Ganze dann mit Genuss einzuverleiben. Wie wir wissen, ist der in sich selbst verwundene, fast schon zwirnende Vorgang des Zopfens etwas, das den Anfänger/die Anfängerin zur Verzweiflung treiben kann. Wenn man dann einmal weiss, wie es geht und es bis zum nächsten Mal nicht wieder vergessen hat, scheint es einfach zu sein.

Lassen wir auch zunächst mal die Unsitte der Rosinenbeimengung im Teig weg, die eh verboten werden sollte, weil diese schmierigen, klebrigen, süssen Fremdkörper die Verwendung des Gebäcks als Fundament für Leberwurst oder Fleischkäse praktisch verunmöglichen. Wir selbst gehören bei dieser Frage zu den Puristen, wie man merkt, und wir finden, dass Rosinenbeimenger strenger bestraft werden sollten!

Aber wenn der Herstellungsvorgang gelungen, der Teig aufgegangen, die Verzopfung befriedigend, ist das Endprodukt ein asymmetrisches Gebäck, das achtern rund und dick daherkommt und dann in einem sich verjüngenden Bug ausläuft. Zwei Enden, die herstellungsbedingt nicht unterschiedlicher sein könnten. Also, wo zum Teufel soll das Ding angeschnitten werden? Ist das fette Ende wirklich achtern und der schmalere Anfang vorne? Oder umgekehrt? Über diese Frage entstand schon an manchen Familientischen ein Zwist, der nicht selten Krawalle erzeugt hat und das friedliche Sonntagsfrühstück in einer miesen bis blutrünstigen Stimmung enden liess. Die Gründe für diese Konflikte sind aber praktischer Art:

Wenn diese Frage wissenschaftlich-physikalisch geklärt werden soll, muss bedacht werden, dass ein kleinerer Körper proportional mehr Oberfläche aufweist als ein grosser und deshalb schneller dem Vertrocknen anheim fällt. Also würde sich der Anschnitt vom dünneren Ende her lohnen, solange das Gebäck noch frisch ist. Dagegen spricht die Gier: Schneidet man den Zopf hinten an, steht eine ungleich grössere Fläche der Beschichtung zur Verfügung. Von der Geometrie bedingt werden die abgeschnittenen Scheiben also entweder von Schnitt zu Schnitt grösser oder kleiner, je nachdem, wo begonnen wird. Auch das ist ein Argument, das Bevorzugung, bzw. Benachteiligung zu Tische entstehen lässt und mit Gerechtigkeit rein gar nichts zu tun hat. Anschnitte der Länge nach würden diesen Konflikt auflösen, haben sich in der Praxis allerdings nicht so bewährt, weil beim tangentialen Längsschnitt an der Peripherie des Zopfes die Köhärenz fehlt und weil die Form der Arbeitsfläche, d.h. der Teller am Einzelarbeitsplatz nicht passend ist.. Es ist also durchaus möglich, dass sich diese Frage nie abschliessend klären lässt, zumal die Ampelregierung diesbezüglich noch keine Vorschriften erarbeitet hat, obwohl dieses Thema an Brisanz kaum zu überbieten ist.

Jeden Sonntag wieder! Und so wird es wohl auch bleiben!