Elektroreparaturservice Ehrhardt
In unserer Reihe „Familienbetriebe aus Markscheid“ stellen wir heute den Elektroreparaturservice Ehrhardt vor. Gegründet wurde das Unternehmen 1950 als „Elektrische Geräte Ehrhardt und Söhne“ durch den aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Elektriker Karl Ehrhardt. Bereits 1972 wurde der kleine Betrieb von Hans Ehrhardt, genannt „Hansi“, dem ältesten Sohn des Firmengründers übernommen. Hansi Ehrhardt war schon seit Kindheitstagen ein begeisterter Tüfftler, der viele Stunden in der Werkstatt seines Vaters verbrachte. Hier die wichtigsten Ereignisse der Firmengeschichte:
22. März 1973
Hansi Ehrhardt krempelt das Geschäft seines Vaters grundlegend um. Aus dem kleinen Laden, der hauptsächlich Waschmaschinen verkaufte und günstig Reparaturen anbot, wird der „Elektroreparaturservice Ehrhardt“. Neben dem modernen Firmennamen setzt Hansi auf eine breit gefächerte Produktpalette, zu der auch eigene Konstruktionen gehören, die er nach Feierabend in der Firmenwerkstatt zusammenbaut.
19. August 1976
Per Post kommt ungefragt ein Brief aus Albuquerque, Neu Mexiko an. Darin befindet sich eine Floppy-Disk. In dem begleitenden Schreiben stellen zwei Studenten ihre neugegründete Firma „Micro-Soft“ vor und werben für die von ihnen entwickelte Software. Nach einem kurzen Testlauf der Floppy-Disk stellt Hansi Ehrhardt fest, dass die angebotene Software nichts taugt und obendrein voller Bugs ist. Die Floppy-Disk landet im Mülleimer.
3. September 1976
John Roberts Opel, der Vorstandsvorsitzende von IBM, nimmt in Markscheid an einem Kongress teil. Thema: „Schreibmaschine oder Computer: Wem gehört die Zukunft?“ Nachdem der mitgeführte Computer abgestürzt ist, nimmt Opel die Hilfe des Elektroreparaturservice Ehrhardt in Anspruch. Schnell stellt Hansi Ehrhardt fest, dass die installierte Software ersetzt werden muss, weiss aber nicht wie. Da fällt ihm die weggeworfene Floppy-Disk ein. Hansi gratuliert sich zu der Entscheidung, die Putzfrau nur einmal im Monat kommen zu lassen, holt die Disk aus dem Papierkorb und spielt die Software auf das Gerät von IBM. Noch zwei Wochen später lacht sich Hansi Ehrhardt kaputt, als er daran denkt, IBM für die Software volle zehn DM in Rechnung gestellt zu haben.
24. April 1986
Eine Eigenentwicklung von Hansi Ehrhardt, das Mikrowellengerät „Strato-Strahler 2000“, verkauft sich weltweit. Die Kunden sind begeistert. Sogar aus der UdSSR treffen Bestellungen ein. Hansi Ehrhardt lässt sich stolz vor dem Postamt Markscheid fotografieren, als er das erste Paket für die Sowjetunion aufgibt. Die Lieferung geht an das Kernkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine, wo es bereits am Abend des folgenden Tages in der Teeküche neben dem Kontrollstand eingebaut wird.
31. Dezember 1999
Hansi Ehrhardt sitzt entspannt in seiner Werkstatt. Seit den Achtziger Jahren verkauft der Elektroreparaturservice Ehrhardt Zeitgeber für Computer, ebenfalls eine Eigenentwicklung von Hansi. Anfang 1999 kamen erste Gerüchte auf, die Zeitgeber würden mit zweistelligen Jahreszahlen arbeiten und sich in der kommenden Silvesternacht auf ‚00‘ zurückstellen, was zum Absturz aller Computer führen würde, in denen sie eingebaut sind. Der „Y2K-Bug“ ist das vorherrschende Thema in der öffentlichen Wahrnehmung. Doch Hansi Ehrhardt bleibt ruhig. Ein Gerät vom Elektroreparaturservice Ehrhardt hat noch nie das gemacht, was allgemein erwartet wurde. So auch diesmal. Der „Y2K-Bug“ bleibt aus.
18. Mai 2024
Ein weiterer Erfolg für Hansi Ehrhardt. Trotz aller Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea gelingt es ihm, über Mittelsmänner Handelskontakte mit Pjöngjang herzustellen. Dort ist man sehr am „Strato-Strahler 2000 Plus“ interessiert, dem Nachfolgemodell des Mikrowellengerätes aus den Achtziger Jahren, das sich durch ein weiter verstärktes Strahlungsmodul auszeichnet. Die erste Lieferung geht direkt an den Präsidentenpalast.