Weiterlesen…" /> Weiterlesen…" /> ?>

Markscheids Volksmund wird überprüft

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

Nicht wirklich gerne erinnern wir uns an Weisheiten, die Grossmütter und Grossväter bei passenden und unpassenden Gelegenheiten zum Besten gaben. Einige davon waren schon damals politisch nicht korrekt und haben an Unsinnigkeit, Logik und Schlüssigkeit bis heute nichts verloren. Und weil die meisten dieser Sätze aus Markscheid stammen, was viele nicht mehr wissen oder nicht zugeben wollen, möchten wir heute den Wahrheitsgehalt einiger dieser Sprüche überprüfen und diesen Restmüll der deutschen Sprache gleich entsorgen. Los gehts:

Oh, heiliger Sankt Florian, verschon unser Haus, zünd andere an!

Erstens ist der heilige Florian schon längst verstorben und kann nicht mehr feuerwehrtechnisch eingreifen, zum anderen ist der öffentliche Aufruf zu Brandstiftung doch ein wenig fragwürdig.

Oder der hier:

Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht. 

Auch hier die zwei Hauptargumente, die jeder klugen Person sofort einleuchten müssten: Erstens können Krüge ohne entsprechende menschliche Unterstützung nicht gehen und zweitens holt kaum jemand noch den täglichen Wasserbedarf aus dem Dorfbrunnen. Und da wir wissen, dass alles irgendwann mal kaputt geht, ist dieser Spruch tatsächlich ausserordentlich überflüssig.

Hier sehen wir einen zerbrochenen Krug, der in der Nähe eines Brunnens zurückgelassen wurde. Er heisst Anton

Jeder Topf findet seinen Deckel.

Hier braucht es wenig klärende Worte. Ein Stichwort: Tupperware®. Jeder, der sich schon einmal in einer Küche herumgetrieben hat, weiss doch ganz genau, dass stundenlanges, ergebnisloses Experimentieren und Friemeln nötig ist, bis zu diesem Teufelszeug ein passender Deckel gefunden ist, wenn überhaupt je ein passender Deckel vorhanden war.

Je später der Abend, desto schöner die Gäste.

Ja, aber klar doch!

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

Wer in einer topographisch unordentlichen Landschaft mit Bergen und Hügeln wohnt, weiss genau, dass das eine plumpe Lüge ist. Jeder, der sich freiwillig zum Äpfelauflesen meldet, sollte sich das vorher gut überlegen!

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!

Die Überprüfung dieser Volksweisheit ergab leider, dass sie stimmt. Und weil es eine Volksweisheit ist, wurde bei der Überprüfung auch der/die Volksvertreter/in, zum Masstab genommen. Und es zeigte sich Folgendes: Hat ein/eine fauler Sack/eine faule Tasche bei den Prüfungen geschummelt, wird er/sie in späteren Lebensjahren nicht davon ablassen. Beispiele für geschummelte Dissertationen und Abschlussprüfungen von Vorbildern der Gesellschaft gibt es genug. Hier müssen wir nicht persönlich werden. Aber wir geben zu Bedenken, dass dieser Spruch wegen der einseitigen Genderung überarbeitet werden müsste. Ein Vorschlag: Was Hänsel und Gretel und Es nicht lernen, lernen Hans und Grete und Es nimmermehr.

Sol lucet omnibus  (Die Sonne scheint für den Omnibus)

Dieses merkwürdige Sprichwort stammt aus Markscheids römischer Besatzungszeit und zeigt deutlich, wie absurd gewisse Sprichwörter sind. Nachdem der Römer sich in Markscheid umgesehen hatte, sagte er dies und ging rasch wieder. Da es weder damals noch heute in Markscheid Omnibusse gegeben hat, können wir diese Absurdität nur schnell wieder vergessen.

Wo man singt und lacht, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen singen keine Lieder!

Wir erinnern uns an die Zeit, wo in vielen Ländern Rassismus und nationale Überlegenheit in Schule und Liedgut gelehrt wurde. Dies alles marschierend, stehend und auch sitzend, was aber nichts weiter zu bedeuten hat – ausser, dass man sich bei Marschierenden und Stehenden nicht gut niederlassen kann. Also können wir auch diesen Spruch mit gutem Gewissen entsorgen.

Abschliessend bleibt zu sagen, dass das Entrümpeln der Alltagssprache eigentlich jeden Frühling vorgenommen werden sollte. In diesem Sinne: 

Reden ist Silber, Schweigen i …