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Nachruf auf einen tragischen Tod

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

Wie wir alle wissen, wird in der Presse wenig oder gar nicht über Selbstmord berichtet, da solche Meldungen erfahrungsgemäss Nachahmungstäter inspirieren könnten. So wird nur über Geisterfahrer (/innen/aussen und *** überhaupt) berichtet oder bei der Bahn über Personenunfälle oder über spontane Selbstentzündungen etc.. Auch über Badeunfälle im Winter kann man ab und zu lesen, aber nie: „Wegen einer unglücklichen Liebe stürzte sie sich ins Wasser“ oder „Wegen der bevorstehenden Apokalypse schnitt er sich den Kopf ab“. Also nur völlig Unverfängliches und nicht Nachahmenswertes kommt in die Presse. Obwohl die Presse sonst von ihrer Sensationsgeilheit lebt. Aber hier gibt es immer noch ein unausgesprochenes Tabu, das nur selten missachtet wird, zB. wenn ein Prominenter sich von einem Vergnügungsdampfer stürzt oder sich in der Badewanne ertränkt.

Jetzt kommen wir aber nicht umhin, über einen „Freitod“, diese euphemistische Umschreibung für traumatische Selbstentleibung zu berichten, da sie den Erfinder des heute so beliebten Sekundenklebers betrifft. Wir nennen ihn hier Gluteo Sekundski (der richtige Name ist der Redaktion bekannt). Er, der doch der Menschheit so unschätzbare Dienste geleistet hat, wenn es um das Reparieren, Zusammenfügen auch von nicht Zusammengehörigem, Unpassendem geht, er der verantwortlich ist, dass Flugzeugflügel nicht vom Rumpf abfallen, dass Eisenbahnwaggons nicht in Einzelteilen auf der Strecke liegen bleiben. Gluteo Sekundski musste sich in letzter Zeit soviel Kritik anhören, dass er die Bürde seiner körperlichen Existenz nicht mehr länger tragen konnte und sich verabschiedete aus diesem „Jammerthal“.

Nicht, weil er unzähligen Schweissern und Nietenklopfern den Job gekostet hatte mit seiner Erfindung, sondern weil man die Klebekraft seines Sekundenklebers immer öfter in den Schmutz zog und weil der Kleber im Schmutz nicht hält. Vergeblich hatte er darauf aufmerksam gemacht, dass nur saubere, passende Oberflächen geklebt werden können und dass es auch im günstigsten Fall nicht bloss eine Sekunde dauert (nur ein guter PR-Gag!) bis man das Zeug nicht mehr von den Fingern bekommt, dafür die geklebten Flächen immer wieder verrutschen können, wenn man sie nicht lange still hält oder zusammenzwingt.

So wird das natürlich nix!

Kritik bekam er vor allem von Umweltaktivistinnen, die sich beklagten, dass ihre Hände nicht nachhaltig auf Autobahnen, Bilderrahmen, Strassenpfosten und Gerichtsbänken festgeklebt werden konnten. Vergeblich hatte er sie ermahnt, fettige Finger nach einer Fastfoodmahlzeit (Burger, Pommes etc) mit Aceton zu entfetten, bevor sie einen Klebevorgang wo auch immer versuchen wöllten. Man nahm Meister Sekundski einfach nicht ernst. Wo sich früher Protestierende irgendwo solide angekettet hatten und währschafte, brutale Maschinen wie Metallsägen und Trennschleifer mit Funken und Lärm benötigt wurden, um sie zu befreien, kleben sie sich nun einfach fest, die faulen Säcke – mit SEINEM Kleber (!) und reklamieren anschliessend die fehlende Haftung, wenn sie verhaftet werden.

Dies alles hielt der gute Gluteo Sekundski nicht mehr aus, so dass er am letzten Sonntag zu seinem geliebten Sekundenkleber griff und sich Mund und Nase zuklebte, ein letzter Beweis für die Wirksamkeit und Qualität seines Produkts. In seinem Abschiedsbrief schrieb er:
„Ich halte das nicht mehr aus, keiner hält sich an die Gebrauchsanweisung! Klebt wohl, Ihr Banausen!“