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Die Wüstenspringmaus (Teil 1)

Veröffentlicht von frcx am

Lieutenant-colonel Henri Leclercq wälzte sich unruhig in seinem Feldbett hin und her. Es war der Abend des Freitag 21. April 1961 und der stellvertretende Standortkommandant der französischen Besatzungstruppen in Markscheid fand einfach nicht in den Schlaf. War es der Alkohol oder das scharfe Essen im Offiziersklub? Leclercq konnte jedenfalls kein Auge zumachen. Noch hatte er keine Ahnung davon, was sich im selben Augenblick einige hundert Kilometer weiter südlich abspielte.

Gegen halb drei, Leclercq war endlich eingeschlafen, wurde er durch das Schütteln von kräftigen Händen geweckt. Er öffnete die Augen und blickte in das Gesicht des diensthabenden Caporal-Chef der Wache.
„Der Colonel möchte Sie sprechen“, sagte der Mann nur.
Leclercq warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Was, jetzt? Um diese Zeit?“
Der Caporal-Chef zuckte nur mit den Schultern. „Irgend etwas passiert wohl gerade in Algerien. Mehr weiss ich auch nicht“, sagte er, salutierte und ging. Leclercq zog sich einen Kampfanzug über. Der Krieg gegen die Unabhängigkeitsbewegung in den algerischen Départements zog sich nun schon seit 1954 hin, also warum plötzlich diese Aufregung? „L‘Algérie, c‘est la France !“, Algerien wird immer ein Teil Frankreichs bleiben, da war sich Leclercq sicher. Er ging die Treppe hinunter und über den Hof der Kaserne zum Büro seines Vorgesetzten.

Das Bild des friedlichen Paris. Trügt der Schein?

„Ah, Henri!“, begrüsste ihn der Colonel. „Ich habe eben einen Anruf aus dem Élysée bekommen. Dort ist buchstäblich die Hölle los, das können sie mir glauben.“
Leclercq hob die Augenbrauen. „Ein Anruf aus dem Palast des Präsidenten? Mitten in der Nacht?“, fragte er.
„Ja. Halten Sie sich fest, es ist ungeheuerlich. Die Generäle in Algerien, also Challe, Jouhaud, Zeller und Salan, sie putschen!“
Leclercq schaute seinen Vorgesetzten ungläubig an. „Die Generäle machen was?“, fragte er verblüfft.
„Ein Putsch! Fallschirmjäger und die Fremdenlegion haben das Palais du Gouvernement, die Radiostation und den Flughafen in Algier gewaltsam eingenommen. Ein Angriff auf Paris steht unmittelbar bevor. Mon Dieu !“ Der Colonel war sichtlich fassungslos.

Sein Vorgesetzter stand treu auf Seiten der Regierung Charles de Gaulle, das war Leclercq klar. Aber was bedeutete all dies für die Garnison Markscheid? Warum hatte der Colonel ihn rufen lassen?
„Henri“, senkte dieser nun die Stimme. „Ich habe aus Paris Anweisungen bekommen. Geheime Anweisungen. Offenbar vertrauen sie dort niemanden sonst im Militärapparat. Wir sollen uns um die grüne Wüstenspringmaus kümmern.“
Leclercq glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Gerade passierte ein Staatsstreich und die französischen Truppen in Markscheid sollten sich um irgendein Nagetier aus irgendeinem Wüstenloch kümmern? Doch der Standortkommandant beharrte darauf:
„Nehmen Sie die besten Männer des Regiments und fliegen Sie sofort nach Algerien. Die Rettung der Wüstenspringmaus hat oberste Priorität!“

Lesen Sie irgendwann die Fortsetzung im zweiten Teil.