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HOSS – Home Office Stress Syndrom!

Veröffentlicht von Anonymus I. am

Corona war nur der Anfang

Diese Nachricht erschüttert die deutsche Wirtschaft: Während der Coronaepidemie hatte man noch geglaubt, dass der Umstieg von Managern und ihren Mitarbeitern ins Home Office den völligen Einbruch der Geschäftstätigkeit durch krankheitsbedingten Ausfall des Personals verhindern würde. Dabei stellte sich heraus, dass sich damit auch die Kostenfaktoren Büroheizung und hoher Kaffeeverbrauch signifikant senken ließen. Nun erschüttert eine neue Hiobsbotschaft die Chefetagen der Konzerne: Immer mehr der von zuhaue aus Arbeitenden fallen reihenweise einer heimtückischen neuen Berufskrankheit zum Opfer: HOSS – dem Home Office Stress Syndrom.

Einer der ersten Betroffenen in Markscheid ist Walter Sch., 46 Jahre alt, seit 12 Jahren der Key Accounts Manager eines namhaften Herstellers von Zubehörteilen für mehrere deutsche Autokonzerne. Jahrelang verlief die branchentypische Karriere von Walter Sch. vorbildlich. Mindestens sechs Tage in der Woche arbeitete er bis zu 16 Stunden täglich am Stück, selbst auf seinen zahlreichen Dienstreisen zu den Produktionsstätten seines Arbeitgebers in Fernost verbrachte er kaum eine Minute in der Business Class, ohne mit dem Laptop Emails zu bearbeiten oder auf Flughäfen Videokonferenzen zu leiten. Mit der Corona-Epidemie änderte sich sein Leben schlagartig. Nachdem der Schwager einer Schwester seiner Sekretärin nach der Rückkehr von einem Skiurlaub in Österreich positiv auf das Coronavirus getestet wurde, zog die Geschäftsführung seiner Firma die Notbremse und schickte fast alle Mitarbeiter präventiv ins Quarantäne-Home Office. Damit begann für Walter Sch. der brutale Absturz ins Nichts. Vor vier Wochen wurde er mit einem Nervenzusammenbruch in die Notaufnahme der Melania-Trump-Nervenklinik eingeliefert. In der ersten Wochen hielten ihn die Ärzte in einem künstlichen Koma, seit einigen Tagen wird er nun täglich für wenige Stunden aufgeweckt, um ihn langsam wieder an feste Nahrung und einen geregelten Tagesablauf zu gewöhnen. Wir erhielten gestern die Möglichkeit, Walter Sch. in einer solchen Wachphase erstmals kurz zu seiner Krankheit zu interviewen. Der ehemalige Topmanager ist heute nur noch ein Schatten seiner selbst. Während er auf unsere Fragen verwirrte Antworten stammelt, tippen seine Finger verloren über die Tastatur seines zertrümmerten Laptops, den ihm die Ärzte aus therapeutischen Gründen zurückgegeben haben.

HOSS kann jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter im Home Office treffen

MamM: „Guten Tag Herr Sch., hätten Sie vielleicht einen Moment Zeit für ein Interview?“
(Sch. starrt auf den toten Monitor und drückt ein paar Tasten)

Sch.: „Ja gut, aber machen Sie’s kurz, ich habe gleich ein Meeting.“
(Sch. blickt kurz auf, kichert und tippt nervös weiter)

MamM: „Herr Sch., die Büroarbeit im Homeoffice hat Sie krank gemacht, können Sie unseren Lesern verraten, was zu Ihrem Zusammenbruch geführt hat?“

Sch.: „Moment, ich muss nur schnell noch diese Email beantworten …“
(tippt auf der Tastatur herum und leckt sich dabei nervös die Lippen)
„SO, erledigt. Wer sind Sie und was wollen Sie von mir? Ich habe gleich ein Meeting.“

MamM: „Ich bin der Leserreporter Anonymus von der MamM und möchte ein Interview mit ihnen zu ihrer Erkrankung machen, Herr Sch., können sie mir sagen, wie es dazu gekommen ist?“
(Sch.´s Blick wird für einen Moment klar, zärtlich streichelt er über die Tastatur)

Sch.: „Aber natürlich, sehr gerne, ich hoffe, es dauert nicht so lange, ich habe gleich noch ein Meeting. Wissen Sie, also ja, die Geschäftsleitung hat uns Manager ja damals alle zur Heimarbeit verdonnert, weil angeblich so ein Virus umgehen sollte, eine völlig übertriebene Maßnahme meine ich, wahrscheinlich hat sich das schon längst wieder totgelaufen, aber na ja, wenn der Geschäftsführer so was anordnet, dann kann man eben nichts machen, nicht wahr und zuerst lief auch alles prima, meine Frau hat die Kinder morgens in die Schule und zum Kindergarten gebracht, ich war ja nur selten zuhause und wenn, dann kam ich nur nachts, da waren die schon im Bett, wenn ich heimgekommen bin und wenn ich morgens ins Büro gefahren bin, dann haben sie noch geschlafen, da merkt man ja gar nicht, wie schnell die Kinder wachsen, meine Älteste ist schon zwölf und geht aufs Gymnasium und mein Sohn kommt in die dritte Klasse ja und dann die Zwillinge, mein Gott die Zwillinge, ich wusste ja nicht mal, dass wir auch Zwillinge haben, die schreien die ganze Nacht, wie soll ich dabei denn schlafen und meine Frau, die will immerzu mit mir reden, obwohl ich doch arbeiten muss …“
(Bearbeitet nervös die Tastatur, als sein Pfleger uns im Hintergrund mit Handzeichen zum Abbruch des Interviews auffordert)

Manchmal geben Betroffene im teams-Meeting versteckte Zeichen

MamM: „Ich sehe schon, Herr Sch., Sie sind beschäftigt, da will ich Sie nicht länger stören. Sie haben ja auch gleich noch ein Meeting …“

Sch.: „MEETING? Was für ein Meeting? Ich habe heute Urlaub und endlich mal Zeit um meine verdammten Emails zu beantworten, man kommt ja heutzutage zu gar nichts mehr!
(Schmeißt den kaputten Laptop an die Wand und beginnt zu weinen. Das MamM-Reporterteam zieht sich danach diskret zurück)

Der Chefarzt der Melania-Trump-Nervenklinik sagte uns dazu, dass sich solche Fälle in letzter Zeit erschreckend häufen und aus seiner Sicht noch kein Ende abzusehen ist. Das, verehrte Leser, war unsere erschütternde Begegnung mit einem der Opfer von HOSS, neben Rezession und drohenden US-Zöllen die neueste Bedrohung für unsere fragile Marktwirtschaft.