Jetzt ist es doch passiert: Reichsbürger-Putsch in Deutschland!
Was die Menschen in Deutschland nicht ernsthaft für möglich hielten, heute früh ist es dann doch passiert: Ein Putsch von Reichsbürgern war erfolgreich. Der neue Herrscher, Prinz Klaus III. zu Kaltenstein-Hohenkirch rief vor dem Reichstag (ehemaliger Bundestag) das Wiederaufleben des Deutschen Reiches aus.
Alles begann nach einem lange vorher vorbereiteten Plan und die Aktion lief ab wie ein Schweizer Uhrwerk. Kurz nach vier Uhr heute früh machten sich Prinz Klaus III. und seine fünf Mannen mit der Strassenbahn Linie 18 auf den Weg zum Reichstagsgelände. Zwar fielen einigen anderen Fahrgästen, die auf dem Weg zur Frühschicht waren, die lange Hellebarde und die beiden Steinschleudern auf, doch da die Gruppe den Vorschriften entsprechend mit FFP2-Masken unterwegs waren, wurden Sie nicht weiter beachtet. Etwas Ärger gab es erst später, als Karl-Bruno Kosonsky, ein fünfzigjähriger Frührentner, zwei Haltestellen vor dem Bundestag in die Strassenbahn einstieg, einen Schwerbehindertenausweises vor das Gesicht von Prinz Klaus III. hielt und damit seinen Anspruch auf dessen Sitzplatz gelten machte. Wie sich erst in diesem Moment herausstellte, hatten die Verschwörer völlig vergessen, reguläre Fahrkarten zu kaufen und waren mit Bahnsteigkarten unterwegs zu ihrer Revolution. Nach einem kurzen Wortgefecht setzte der Strassenbahnfahrer die Gruppe kurzerhand vor die Tür und diese machte sich zu Fuss weiter auf den Weg zur Macht.
Eine Viertelstunde später erreichte die Gruppe schliesslich das Reichstagsgebäude. Ein letzter Blick auf die Liste mit den verteilten Ministerposten, und die Gruppe ging zum Angriff über. Nach wenigen Metern musste aber schon eine Pause eingelegt werden, weil Gregor Kleinschmidt, dem designierten Kriegsminister, die Hellebarde aus den Fingern glitt und krachend zu Boden fiel. Hier zeigte sich die Führungsqualität von Prinz Klaus III., der kurzerhand befahl, dass Eugen Durbach, der zukünftige Finanzminister, seinem Amtskollegen zur Hand gehen solle und die Hellebarde eben von zwei Mann getragen werden müsse. Zielstrebig marschierte die Gruppe nun auf das Reichstagsgebäude zu, musste aber überrascht feststellen, dass alle Türen noch verschlossen waren. Ein Nachtwächter informierte Prinz Klaus III., dass die Türen erst gegen halb acht Uhr aufgeschlossen würden. In einer eilig einberufenen Kabinettssitzung wurde darüber debattiert, ob es wirklich nötig war, das Deutsche Reich ‚im‘ Reichstag auszurufen, oder ob ‚vor‘ dem Reichstag nicht auch ginge. Nach einer überzeugenden Wortmeldung von Gregor Kleinschmidt, der sagte, dass ihm kalt sei, entschied das Reichskabinett, die Öffnungszeiten der korrupten Bundesrepublik zu ignorieren und das Deutsche Reich an Ort und Stelle auszurufen.
Die Polizeistreife, die kurze Zeit später eintraf, war durch das unerwartete Ende der Bundesrepublik und die Rückkehr Deutschlands zur Staatsform eines Reichs zwar völlig verblüfft, gelobte der neuen Regierung aber sogleich die bedingungslose Treue. Die Nachricht des erfolgreichen Putsches verbreitete sich in Windeseile durch die Nachrichtenredaktionen. Jetzt sind die Deutschen nur auf eines gespannt: Wird Prinz Klaus III. ein autoritärer Herrscher, der mit harter Hand durchgreift, oder doch eher ein gutmütiger Regent, der immer ein offenes Ohr für seine Untertanen haben wird?