Vorbild Taiwan: Selensky erklärt Schlangeninsel zum Regierungssitz
Bekannt wurde die Schlangeninsel aus den ersten Tagen des Krieges, als der Kreuzer “Moskau” von ukrainischen Soldaten angeblich mit den Worten “Russisches Kriegsschiff, verpisst Euch!” begrüsst wurde. Ob sich diese Anekdote tatsächlich so zugetragen hat, ist ebenso unklar wie das spätere Schicksal eben dieses Kriegsschiffs, das wahlweise von heroischen ukrainischen Helden versenkt wurde, oder in einem Sturm gekentert und untergegangen ist.
Doch jetzt gerät die Schlangeninsel wieder in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Das kleine Eiland liegt kaum 35 Kilometer vor dem ukrainischen Teil des Donau-Deltas und wurde vor wenigen Tagen wieder von der Ukraine in Besitz genommen. Was wie ein Akt purer Symbolpolitik aussieht, ist in Wirklichkeit ein knallhartes Kalkül des ukrainischen Präsidenten Selensky.
Freimütig erklärt Selensky gegenüber der Markscheid am Mittwoch seine Pläne: “Haben Sie sich schon mal auf der Karte die Grössenverhältnisse von Ukraine und Russland angesehen? Oder bei Wikipedia die Bevölkerungszahlen verglichen? 41 Millionen gegen 144 Millionen. Und da glaubt im Westen tatsächlich noch jemand, wir würden am Ende gewinnen?! Lächerlich! Aber was soll man in so einer Situation nun machen?”, fragt Selensky, und gibt gleich selbst die Antwort: “Wie meine engsten Freunde wissen, bin ich ein grosser Bewunderer von Chiang Kai-Shek. Als 1949 klar wurde, dass er den Bürgerkrieg gegen die Kommunisten verliert, ist er mit seinen Anhängern und dem Grossteil der chinesischen Elite auf die Insel Formosa geflohen und hat dort die Republik China ausgerufen. Und genau deshalb lasse ich auf der Schlangeninsel gerade einen neuen Regierungspalast bauen. Wenn es dann an der Zeit ist, weiss ich wenigstens, wo ich hingehe”, so der ukrainische Präsident.